Wie schmeckt eigentlich Weltreise?

Interessante Frage, die wir jetzt am Ende der Reise nach bestem Wissen und Gewissen beantworten koennen!

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In Belgien schmeckt’s, wenn man nicht aufpasst, nach ganz fies kuenstlich aromatisierten Bieren mit Erdbeer- oder Bananengeschmack (oder jeder anderen beliebigen Frucht). Vermutlich immer noch besser als das Essen, das koennen wir allerdings nicht genau sagen, wir waren schliesslich mit Trinken beschaeftigt – selbstverstaendlich ausschliesslich zum Zweck der Kulturerfahrung!

 

Wenn man das Glueck hat, in Ghana oder Kamerun ein Restaurant zu finden, dann gibts das beruehmte „Chicken or Fish“, je nach Laune des Kochs mal mehr und mal weniger gut. Rindfleisch ist sehr selten zu finden und grundsaetzlich zaeh wie Leder, aber das ist eigentlich auch kein Wunder, wenn man sich die abgemagerten Kuehe auf den Strassen und Feldern so anschaut. Die Beilagen sind im besten Fall geschmacksneutral bis leicht saeuerlich (Fufu oder Banku, in etwa mit sehr zaehen Kartoffelkloessen vergleichbar), im schlimmsten Fall das Allerfurchtbarste, was der Butzi laut eigener Aussage je gegessen hat (Kinkey), das Zeug schmeckt ein bisschen so wie ueber mit Erdoel angezuendeten Autoreifen geraeucherter Tofu.

 

In Russland gibt’s eingelegte Tomaten, eingelegte Rote Beete, eingelegte Fruechte, eingelegte Zwiebeln, eingelegten Fisch,usw. insgesamt ist dort alles sehr eingelegt. Aber man muss ja auch ueber den harten Winter kommen! Fuer uns schmeckte Russland natuerlich auch nach unserem Transsib-Proviant aus dem Supermarkt: Hartwurst (sehr gute!), Graubrot, Chips mit Ketakaviargeschmack und natuerlich Wodka!

 

In der Mongolei isst man Hammel. Ausschliesslich und in jeder nur erdenklichen Darreichungsform. Hammelwuerstchen zum Fruehstueck, Hammelgulasch, Nudelsuppe mit Hammeleinlage, Spaghetti Bolognese mit Hammelhack, usw. Es gibt kein Entkommen! Auf einer Speisekarte haben wir mindestens 20 verschiedene Gerichte mit Hammelfleisch gefunden (und natuerlich keins ohne).

 

In China schmeckt’s lecker, solange man sich eher an die wirklich hervorragende Pekingente als an Undefinierbares haelt.

 

In Vietnam kann man sich gut von Pho ernaehren, einer leichten Reisnudelsuppe mit Schuhsohlen-Einlage (als Rindfleisch getarnt), mit diesem ganz spezifischen Pho-Kraut gewuerzt, von dem der Butzi behauptet, es sei Thaiminze, ich das aber nicht so ganz glaube. Vogelembryos haben wir nicht probiert (aber die Verspeisung am Nebentisch beobachtet), die riesenhaften Schnecken waren schon genug der Kulinarik im kulturellen Auftrag. Natuerlich darf man das beruehmt-beruechtigte Bia Hoi – Bier nicht vergessen: Variiert geschmacklich zwischen duenner Ploerre und schimmeliger Pferdepisse, ist dafuer aber unschlagbar billig.

 

In Kambodscha wird gerne Amok gelaufen, aeh, gegessen, eine Art ziemlich fluessiger Auflauf mit Spiegelei und Fleisch in Sahnesauce.

 

Australien schmeckt im besten Fall nach Kaenguruhfleisch und Bratwuerstchen, im schlechtesten Fall muss man mit dem weissesten vorstellbaren Toastbrot, das auch noch speziell als besonders weiss und weich angepriesen wird, mit Vegiemite-Brotaufstrich Vorlieb nehmen. Australien war definitiv der kulinarische Tiefpunkt der Reise (da konnten die ausgezeichneten frischen und preiswerten Austern leider auch nichts mehr retten), aber mit den Englaendern als ehemaliger Kolonialmacht konnte man in dieser Beziehung auch keine Hoechstleistungen erwarten.

 

Auf Hawaii ist „Poke“ sehr beliebt, gewuerfelter roher Fisch mit Algen und Sojasauce, so aehnlich wie Sashimi und sehr schmackhaft. Da es sich bei Hawaii bekanntlich um einen Bundesstaat der USA handelt, sollte man sich ueber geschmackliche Entgleisungen eigentlich nicht wundern, aber ueberdimensionierte Sushireisbaellchen mit SPAM-Dosenschinken zu belegen und flaechendeckend als „Musubi“ bei 7Eleven zu verkaufen ist schon ziemlich komisch. Hawaii ist uebrigens der Hauptabsatzmarkt fuer den beruehmten SPAM-Schinken, es gibt sogar ein Kochbuch mit zahlreichen fragwuerdigen Rezepten fuer das eingedoste Separatorenpressfleisch.

 

Alaska schmeckt nach frischem selbstgefangen Lachs und Heilbutt vom Grill, und nach Unmengen King Crabs.

 

Die Verpflegung in den von den Alaskern abfaellig als „Lower 48“ bezeichneten Bundesstaaten der USA war fuer uns keine Ueberraschung, vieles ist weitgehend geschmacksneutral, aber es gibt die besten Burger.

 

Ein gutgemeinter Rat an alle Vegetarier: Nach Moeglichkeit sollten sie von einer Reise nach Argentinien oder Uruguay absehen, denn dort gibt es kein Gemuese. Selbst bei der Frage nach etwas Gruenzeug als Beilage kann es passieren, dass man voellig verstaendnislos angestarrt wird und widerwillig Kartoffeln angeboten bekommt. Allen Fleischfressern sei ein Besuch dagegen waermstens ans Herz gelegt: Das Fleisch ist unschlagbar gut und noch dazu sehr preiswert. Dazu passt uebrigens hervorragend ein Malbec-Rotwein, auch ausgesprochen gut und ebenfalls fast geschenkt, eine Flasche in einem guten Restaurant ist fuer unter 10 Euro zu haben.

 

In Ecuador gibt es trotz der Hoehenlage tropische Kueche mit viel Yucca (auch bekannt als Maniok oder Cassava) in den verschiedensten Verarbeitungsformen, kuchenartigen Maisbrei im Maisblatt gegart, Maisgries-Pampe mit Huehnchenfleisch im Bananenblatt serviert und natuerlich Meerschweinchen. Das knusprig gebraeunte Tierchen inklusive Krallen und der langen Nagezaehne sah auf dem Teller etwas martialisch aus, schmeckte aber wirklich ganz ausgezeichnet und mit keinem anderen Fleisch vergleichbar, auch wenn die Kruste an Spanferkel erinnert. Wir ueberlegen schon, zu Hause statt zum Schlachter mal in eine Zoohandlung zu gehen!

 

In Mexiko gibt’s Tacos, Tacos und Tacos. Und Tacos. Zum Glueck gibt es eine unueberschaubare Variantenanzahl davon, ueberhaupt ist die mexikanische Kueche eine der abwechslungsreichsten, die wir probieren durften. Ist eine Mahlzeit uebrigens ausnahmsweise mal nicht fuer Tacos vorgesehen, bestellt sich der Mexikaner flugs eine Ladung Tortillas dazu, damit er Tacos machen kann. Ausserdem gibt’s noch frittierte Schweinekruste (Chicharron), Ameiseneier (lecker) und frittierte Agavenmaden (nicht so lecker), natuerlich alles tacotauglich. In der Getraenkeabteilung gibt es Bier mit Tomaten-Muschelsauce, Maggi und/oder Worcestersauce und Salzrand am Glas, und natuerlich Tequila (viel). Den Schaerfegrad der Speisen kann man uebrigens meistens selber einstellen mit Hilfe der immer servierten roten und gruenen Salsa. Man hoerte von einem Exilmexikaner, der auf Heimatbesuch uebertrieb und Traenchen in die Augen bekam...Grundausstattung eines jeden Tisches in Mexiko sind Limetten, mit deren Saft der Mexikaner jede Speise verfeinert oder darin ertraenkt, je nachdem. Zu viel Abwechslungsreichtum ist ja auch auf Dauer nervig, da hilft es, wenn man den Geschmack am Ende dann doch vereinheitlichen kann, wenn man moechte.

 

Am Tag, als wir in Brasilien an Bord gingen, kamen wir uebrigens kulinarisch schon nach Hause – gute Hausmannskost wie Strammer Max, Koenigsberger Klopse, Roulade, Gulasch, Ente mit Rotkohl, Kassler mit Sauerkraut und Linseneintopf wurde von einem (vermutlich speziell geschulten) Koch aus Kiribati zubereitet und von einem Steward von Tuvalu serviert.

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