Seetagebuch 01. – 05.02.2012

Tag 16, 01.02.2012

Heute Morgen empfing uns die Nordsee mit kraeftigem Wind und wunderschoenem klaren Wetter, allderdings bei -1 Grad auch maechtig frisch. Gegen Mittag kam langsam Land in Sicht und kurz nachdem der Lotse an Bord gekommen war, ging es langsam aber stetig in Richtung Rotterdamer Hafen, waehrend uns immer mehr Moewen folgten und in unser milchig gruenes Kielwasser eintauchten.

...

Da der angepeilte Liegeplatz noch laenger als geplant von einem anderen Containerriesen belegt war, lagen wir erst gegen 18:30 Uhr fest und nicht schon um 14:00 Uhr, wie eigentlich gedacht. Da unser Liegeplatz recht verkehrsunguenstig liegen soll, fiel dann auch der geplante Landgang in der niederlaendischen Metropole flach und wir mussten uns damit begnuegen, beim Entladen der Container zuzuschauen. Insbesondere in der Dunkelheit ist das im von tausenden kleinen und grossen Lichtern erhellten Hafen aber ein besonders schoener Anblick.

 

 

Tag 17, 02.02.2012

Haetten wir gewusst, dass sich die heutige Abahrt dermassen verzoegert, haetten wir den verpassten Landgang heute Morgen noch nachholen koennen. Statt um 10:00 Uhr, legte das Schiff erst um 16:00 Uhr ab und drehte sich langsam im recht schmalen Hafenbecken. Dabei legte der rote riesen Pott eine fuer uns erstaunliche Wendigkeit an den Tag, bevor wir in Richtung Hafenausfahrt, entgegen der offenen See fuhren.

 

 

Tag 18, 03.02.2012

Gestern Nacht um elf wurde der Anker geworfen, vier Stunden spaeter wieder gelichtet und kurz darauf mit einem Lotsen an Bord Kurs auf England genommen. All das bekamen wir in unseren Kojen nur am Rande mit und als wir am Morgen aus dem Fenster blickten, fuhren wir bereits die Themse hinauf. Kurze Zeit spaeter erreichten wir auch den Hafen von Tilbury und lagen fast puenktlich um 09:30 Uhr fest.

 

Der nette englische Seemannspastor, der als einer der Ersten an Bord kam, brachte uns nach seiner „Sprechstunde“ freundlicherweise zum naechsten Bahnhof, von wo aus wir in 45 Minuten in die Londoner Innenstadt fuhren. Da der letzte Zug zurueck nach Tilbury schon am spaeten Nachmittag fuhr, schauten wir uns die britische Metropole im Eiltempo an. Zunaechst ging es zum Tower und seiner weltberuehmten Bruecke und danach bummelten wir durch das angrenzende malerische Viertel „St. Katherine Docks“, das aus huebschen kleinen Geschaeften und Cafés um mehrere kleine Yachthaefen herum besteht. Anschliessend ging es per U-Bahn nach Westminster, wo wir einen Blick auf Big Ben, die Houses of Parliament und das Westminster Abbey warfen. Von dort aus ging es am schoenen St. Jame’s Park vorbei zum Buckingham Palace, einmal Baerenmuetzen angucken und zum Schluss noch in einen netten Pub, wo wir das Kulturprogramm stilecht mit einem Ale beschlossen.

 

Nach einer kurzen U-Bahn-, einer laengeren Bahn- und schliesslich einer kurzen Taxifahrt waren wir puenktlich zum Abendessen zurueck an Bord und mussten ersteinmal die ungewohnt vielen Eindruecke des vergangenen Tages verarbeiten – London ist toll!

 

 

Tag 19, 04.02.2012    

Heute morgen ging es puenktlich um neun weg von der Pier und bei typisch englischem Nebelwetter, das uns gestern gluecklicherweise verschont hatte, die Themse wieder hinunter und in die offene Nordsee Richtung Heimat. Das Schiff ist nach wie vor nicht sonderlich viel beladen, es haben sich aber ueber Nacht zwei englische Muellabfuhrwagen und der Auflieger eines Tanklastzuges zu den Containern gesellt.

 

 

Tag 20, 05.02.2012

Die Welt ist rund! Heute Nacht haben wir irgendwann die Hoehe Wilhelmshavens passiert und sind damit einmal ostwaerts um den Erdball gereist. Trotzdem sollte sich unsere Ankunft in Hamburg noch maechtig verzoegern, hiess es vorgestern noch, dass wir bereits um 10 Uhr morgens am Hamburger Burchardkai festliegen werden, lagen wir heute morgen nach dem Aufstehen irgendwo vor Cuxhaven auf Reede und warteten auf Order aus Hamburg.

 

Gegen fuenfzehn Uhr wurde dann endlich der Anker gelichtet, eine Stunde spaeter kam der Lotse an Bord und wir setzten unsere Fahrt in Richtung Elbmuendung fort. Langsam ging es durchs Treibeis die Unterelbe hinauf, bis irgendwann die Lichter der Hansestadt in der Dunkelheit auftauchten. Trotzdem dauerte es noch bis fast 23 Uhr, als wir endgueltig fest am Kai lagen und sich das allerletzte Kapitel unserer unglaublichen Reise endgueltig schloss. Was vor genau einem Jahr mit einem Baum auf den Gleisen zwischen Wilhelmshaven und Sande begann, endete heute mit einer belegten Kaje am Hamburger Burchardkai.

 

Nautik ist eben, wenn man trotzdem ankommt!

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Kommentare: 1
  • #1

    buchner (Dienstag, 17 April 2012 10:20)

    Hallo schön das ihr wieder gut und gesund in der alten heimat angekommen seit.Nach zwei monaten
    habt ihr wohl euren alten trott wieder aufnehmen müssen, doch dei schönen eindrücke kann euch keiner nehmen.Willkommen daheim und viele liebe grüße gerd und eva aus sachsenhagen.