Fiesta Mexicana!

Vor mittlerweile schon fast drei Wochen kamen wir am Flughafen von Mexiko Stadt an und wurden dort von Joachim, Tiannes ehemaligem Mitbewohner in Stuttgart, empfangen. Wir durften uns freundlicherweise bei Joachims Grosseltern einquartieren und fuehlten uns auch sogleich in die Familie aufgenommen. Vielen, vielen Dank dafuer noch einmal auch auf diesem Wege!

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Dadurch, dass Joachim auch noch einen geradezu riesigen Freundeskreis in der Stadt hat, hatten wir nicht nur eine Ersatzfamilie fuer die Weihnachtstage, sondern auch noch einen ganzen Haufen Kumpels fuer die ueblichen Feierlichkeiten darum herum. So bestanden die ersten Tage in der mit fast 20 Millionen Einwohnern bevoelkerungsreichsten Stadt der Welt auch aus einer kraeftezehrenden Mischung aus Sightseeing am Tag und naechtlichem Partymarathon.

 

Zwar hatten wir uns im Voraus keine wirkliche Vorstellung von der Metropole gemacht, trotzdem waren wir beide von ihrer Schoenheit etwas ueberrascht. Das historische Zentrum, das wir gleich am ersten Tag kennenlernten, hat viele wundervolle Gebaeude zu bieten, darunter die wirklich schicke Oper, in die Tianne sich auf den ersten Blick verliebte, die riesige alte Kathedrale und den feudalen Praesidentenpalast.

 

Auch abseits des Zentrums hat die Stadt Vieles zu bieten, so erkundeten wir zum Beispiel die entzueckenden alten Viertel Coyoacán und San Angel im Sueden der Stadt, die mit ihren vielen kleinen Bars und Cafes in den verwinkelten kopfsteingepflasterten Gassen zum Bummeln und Ausgehen einladen.

 

Die Abende verbrachten wir haeufig in guter und zahlreicher Gesellschaft und mit meistens in Stroemen fliessendem Bier und Tequila, wobei ersteres in der Regel im Geschmack so leicht ist, dass man es bedenkenlos mit einem Cocktail aus Zitronensaft, Maggi und Worcestersauce mischt. Das Ganze nennt sich dann „Cubana“, wird auf Eis in einem Glas mit Salzrand serviert und ist zugegebenermassen fuer den reinheitsgebotsverwoehnten Deutschen sehr befremdlich, aber lange nicht so schlecht wie es sich anhoert und die allerbeste Katermedizin! Als Einstieg in diese Art des Biergenusses ist aber vielleicht doch eher die „Michelada“ zu empfehlen, bei der auf die wuerzigen Sossen verzichtet wird. Durch ausgiebiges Training der Geschacksnerven haben wir uns zum Ende unserer Zeit in Mexiko dann sogar noch an ein „Clamato“ gewagt. Dass man Bier hier tatsaechlich mit Tomatensaft und Muschelbruehe mischt, haben wir anfangs allerdings wirklich fuer einen Scherz gehalten! Was man beim Bier als Geschmackssache bezeichnen koennte, trifft fuer den Tequila uebrigens definitiv nicht zu – ich glaube nicht, dass ich jemals wieder den Nagellackentferner mit dem roten Huetchen als Deckel, der bei uns als Tequila verkauft wird, trinken werde!  

 

Bei so vielen Getraenken durfte natuerlich das Essen nicht vernachlaessigt werden und Joachim entpuppte sich auch diesbezueglich als hervorragender Fuehrer. Dass die mexikanische Kueche dermassen vielfaeltig und exotisch ist, haetten wir beide nicht gedacht und so konnten wir unter Anderem grosse weisse Ameiseneier im Omelette, gebratene Kaktusohren, kross ausgebackene Schweinekruste, Stockfischeintopf, rohe Shrimps in einer leichten Limetten-Chili-Marinade, Marlinstuecke mit Chilischoten umwickelt in einer Art Sojasosse und kross frittierte Agavenmaden verkosten, um nur einen Bruchteil der kulinarischen Genuesse zu erwaehnen. Insgesamt konnte ich nur zwei „Konstanten“ der mexikanischen Kueche ausmachen, und das waren Tortillas und Limetten: In Erstere wird das Essen wann immer moeglich eingerollt und dann als Taco verspeist und eine mexikanische Tafel ohne eine Schale aufgeschnittener Limetten zum Wuerzen ist einfach undenkbar.

 

Die Weihnachtsfeierlichkeiten verbrachten wir im Kreise unserer „Ersatzfamilie“ und teilten beim traditionellen Kirchgang und dem anschliessenden Essen die Bank beziehungsweise den Tisch mit Tanten, Onkeln, Cousinen und Cousins - insgesamt waren vier Generationen vertreten! Auch wenn uns unser erster katholischer Gottesdienst im Leben an diesem Abend etwas befremdete, hatten wir eine unvergessliche und schoene mexikanische Weihnacht! Am ersten Weihnachtsfeiertag gab es dann noch ein weiteres Highlight: Wir hatten fuer Tiannes Geburtstag nach mexikanischer Tradition eine Piñata besorgt. Ein Heidenspass, wie saemtliche Familienmitglieder der Reihe nach mit verbundenen Augen versuchten, den mit Suessigkeiten gefuellten Stern aus Pappmache zu verpruegeln! Das Gebilde war zudem erstaunlich stabil, so dass es eine ganze Weile dauerte, bis die Leckereien vom Himmel regneten. Was schliesslich zu Boden fiel, war fuer den europaeischen Gaumen ausserordentlich gewoehnungsbeduerftig: Fast alle Suessigkeiten enthielten Chili und waren zum Teil hoellisch scharf! Tamarinden-Chili-Kaustreifen oder Chili-Brausepulver – muss man moegen, wir ueberliessen den Grossteil unserer „Beute“ dann doch lieber den Kindern, die sich sehr darueber freuten.

 

Als es auf Silvester zuging, ergab sich kurzfristig die tolle Gelegenheit, uns mit insgesamt gut zehn Leuten ein Haus im nahegelegenen Ort Valle de Bravo zu mieten, um dort den Jahreswechsel zu verbringen. Vor Ort angekommen, machten wir ganz schoen Augen: Fuer den doch recht moderaten Preis hatten wir ein echtes Luxusanwesen bekommen! Aussenpoolbereich mit angeschlossener Bar, ein riesiger Aufenthalts-/Partyraum mit Billardtisch, insgesamt sieben Zimmer in zwei Gebaeuden und sogar ein kleines Baumhaus konnten wir in den naechsten drei Tagen unser Eigen nennen. Da wunderte es uns dann auch schon fast nicht mehr, dass im Mietpreis noch zwei Hausangestellte inbegriffen waren, die sich ums Kochen, Putzen, Aufraeumen und Bettenmachen kuemmerten. Trotz kraeftiger Feierei haben wir auch noch die Zeit gefunden, uns das wunderschoene Zentrum von Valle de Bravo anzuschauen, das mit seinen terracottaziegelgedeckten, weiss und rot angestrichenen Haeusern eine mexikanische Kleinstadt wie aus dem Bilderbuch darstellt.

 

Nachdem wir das neue Jahr standesgemaess begruesst hatten, ging es am ersten Januar zurueck nach Mexiko Stadt und von dort aus nur einen Tag spaeter per Flieger nach Merida auf der Halbinsel Yucatán, wo wir einen Bekannten von Joachim besuchten. In nur drei Tagen erkundeten wir im Eiltempo fast die gesamte Halbinsel, darunter die weltberuehmten Mayaruinen von Chichén Itzá und die weniger bekannten, aber mindestens ebenso schoenen Staetten von Uxmal und Tulum. Im Biosphaerenreservat „Celestún“ unternahmen wir eine Bootstour auf der mangrovenumstandenen Lagune und bestaunten die irrsinnig knall-orange gefaerbten Flamingos, von denen es dort Zehntausende gibt und die sich diesen einzigartigen Lebensraum mit jeder Menge anderer Wasservoegel wie Pelikanen, Reihern und Kormoranen teilen. Nachdem wir auch noch kurze Abstecher in die Touristenhochburgen Playa del Carmen und Cancún unternommen hatten, besuchten wir das komplett in eidottergelb leuchtende und ganz entzueckende Dorf Izamal, auf dessen Kopfsteinpflaster die Zeit stehengeblieben zu sein scheint und Pferdekutschen an verrosteten Kaefern vorbeitraben.

 

Zurueck in Mexiko Stadt entschlossen wir uns, noch das Wochenende zu bleiben um zwei Geburtstagsparties in Joachims Freundeskreis mitzuerleben und machten uns nach zwei weiteren rauschenden mexikanischen Festen und einem Ruhetag auf die vorletzte Etappe der gesamten Reise in Richtung Brasilien auf.

Kommentare: 2 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Alex (Mittwoch, 11 Januar 2012 10:33)

    Das mit dem Bier klingt eeeetwas gewöhnungsbedürftig;)
    Und mit dem mexikanischen Nationalgetränk hatte ich schon ähnliches von meinem chef gehört der auch sagte, dass das Zeug in Deutschland eher blind macht im gegensatz zum" ausgeschlafenen" oder dem " reserva".
    Wie war es in dem verrückten Restaurant mit Mini- Stieren?:)
    Bei mit geht's heute nach Nürnberg um ein Strategieseminar zu bestreiten...Grüße aus Bonn
    Wir freuen uns auf euch.
    Alex

  • #2

    muddi (Mittwoch, 11 Januar 2012 20:05)

    Leute,genauso hab ich mir die Tage in Mexico vorgestellt,speziell in Joachims Umfeld und seiner Gastfreundschaft,nicht zu vergessen seine enormen Kenntnisse,was Essen und Trinken angeht.Und der riesige Freundeskreis ist ja sogar bis nach Stuggi geschwappt,besser hättet ihr die Feiertage nicht haben können.Bin neidisch,dass ich da nicht mitmachen konnte,wobei ich dem Partystress nicht mehr gewachsen wäre.Viel Spass in Brasil-lasst es nochmal krachen.Bis bald Love Muddi