Ecuadorianische Esskultur

Die Esskultur steht bei unserer Reise durch die verschiedensten Laender natuerlich immer ganz oben auf der Liste und so kamen wir am Dienstag in Cuenca endlich dazu, die Spezialitaet Ecuadors zu probieren, auf die wir schon so lange gespannt waren: Meerschweinchen!

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Zunaechst absolvierten wir aber noch das Standard-Kulturprogramm, indem wir uns die wunderschoene koloniale Altstadt Cuencas (UNESCO Welterbe Nummer 32 unserer Reise!) anschauten und in ein grosses Museum gingen, das uns die verschiedenen ethnischen Gruppen des Landes naeher brachte. Bei den Amazonasindianern wurde es dann auch noch etwas gruselig, im diffusen Licht des nachgebildeten Regenwaldes waren vier echte menschliche Schrumpfkoepfe in kleinen Schaukaesten ausgestellt. Zum Glueck sind unsere Koepfe nach dem Amazonasabenteuer immer noch in Originalgroesse, aber dieses Ritual wird heute angeblich auch nur noch mit Faultierkoepfen vollzogen.

 

Am Abend war es dann endlich soweit, das im Reisefuehrer ausgeguckte Nagetier-Restaurant war nur wenige Blocks von unserer Unterkunft entfernt und schnell gefunden. Dort angekommen, schien die Belegschaft von unserem ploetzlichen Auftauchen regelrecht ueberrascht, man empfing uns aber trotzdem freundlich und schaltete noch flugs das Licht in dem grossen Laden an. Da die Zubereitung der Seesau ueber eine Stunde in Anspruch nehmen sollte, bestellten wir uns noch eine Vorspeise aus dicken gruenen Bohnen mit Kaese und konnten anschliessen sehen, wie in dem halboffenem Grillbereich des Restaurantes die Kohlen zum Gluehen gebracht wurden. Kurz darauf konnten wir dann auch beobachten wie das kleine, nackte Heimtier auf einen Spiess gezogen wurde und sich anschliessend in unserem Blickfeld ueber den Kohlen drehte.

 

Waehrend wir so da sassen und sich der Geruch langsam von Heimtierhaltung hin zu geroestetem Fleisch wandelte, kam ein Lieferant mit Sackkarre, auf der sich zwei Kartons mit Luftloechern befanden, an unserem Tisch vorbei und verschwand in Richtung Kueche – offensichtlich Nachschub fuer die Grillstation!

 

Langsam begann es so intensiv und gut zu duften, dass uns schon das Wasser im Munde zusammen lief, aber es dauerte immer noch einige Zeit, bis die drei um unser Abendessen herumtanzenden Koeche das Schwein fuer gut befanden und es gevierteilt auf unserem Tisch landete. Der Anblick war zugegebenermassen schon etwas martialisch, Krallen und Zaehne des Tieres waren deutlich zu erkennen - aber dieser Duft! Koestlicher als von jedem Schweinebraten! Und tatsaechlich erinnerte uns der Nager optisch sowie geschmacklich sehr an Spanferkel in einer Miniaturversion. Eine verhaeltnismaessig dicke, sehr krosse Kruste umgab das zarte, beinahe von den Knochen fallende und recht fettige Fleisch – wirklich koestlich! Dazu war das Meerschwein um einiges groesser als seine Kollegen aus deutschen Kinderzimmern, von einen Tier sind wir zu zweit so gut satt geworden, dass wir von den Salzkartoffeln und dem gequollenem weissen Mais als Beilage kaum noch etwas essen konnten.

 

Den Abend beschlossen wir dann bei einem Bier in einer der vielen Kneipen der Stadt und der Frage, wieviel ein Meerschweinchen eigentlich in einer deutschen Zoohandlung kostet.

 

Am naechsten Tag ging es weiter in Richtung Sueden bis nach Loja, wo wir am Abend gleich das naechste Kulturfressen veranstalteten. Wir gingen in eines der dort zahreichen Cafés, die die besonders im Sueden des Landes beliebten „delicias“ (Snacks auf Mais – und Kochbananenbasis) anbieten und bestellten die Karte einmal rauf und runter. Kurze Zeit spaeter bekamen wir einen „Humita“ (im Maisblatt gekochter und mit Kaese gefuellter Maisbrei), zwei „Tamales“ (im Maisblatt gegarter Maisgries mit Erbsen und Fleischstuecken gefuellt), einen „Empanada de verde con pollo“ (Teigtasche aus Kochbananenteig gefuellt mit Huehnchen) und einen „Bolon“ (frittierte Kugel aus Kochbananenstampf mit Schweinekrustenstuecken).

 

Alles schmeckte ganz hervorragend und hinterher wussten wir mal wieder: Auch Kultur kann verdammt satt machen!

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Kommentare: 2
  • #1

    muddi (Samstag, 17 Dezember 2011 14:36)

    ist zwar etwas traurig,andererseits aber nachzuvollziehen.Grosse oder kleine Schweine,alle haben Angst vorm Sterben,hilft ihnen nur nix,so sorry.Die menschlichen eingeschlossen.Ich mach mir jetzt ein Toastbrot mit Butter....

  • #2

    muddi (Samstag, 17 Dezember 2011 14:49)

    ....übrigens,Empanadas hab ich mit 6 versch.Füllungen selbst hergestellt in dem argent.Resto-in Stuttgart,Nebenjob.Lange her.Lecker!