Im Dschungel

Am Montagmorgen starteten wir voller Vorfreude unsere kleine Expediton in den Dschungel des Amazonasbeckens. Zunaechst ging es im Kleinbus von Lago Agrio aus etwa zweieinhalb Stunden in Richtung Osten, bis wir das Ufer des Rio Aguarico erreichten, der ueber den Rio Napo in den Amazonas muendet. Dort sattelten wir auf ein geraeumiges Motorkanu um, das uns einige Zeit flussabwaerts und dann den kleineren Rio Cuyabeno im gleichnamigen Schutzgebiet hinauf brachte. Nach zweieinhalb Stunden Bootsfahrt erreichten wir die idyllisch an einem beruhigten Seitenarm des Flusses gelegene Lodge, die fuer die naechsten vier Tage unser Zuhause sein sollte.

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Nachdem wir und unsere vier Mitreisenden von unserem Dschungelguide Romulo und der dreikoepfigen einheimischen Crew der Lodge herzlich willkommen geheissen wurden, bezogen wir eine der halboffenen, palmgedecken Cabanas, von denen jede immerhin ueber ein eigenes kleines Bad verfuegte, das direkt mit erfrischendem Flusswasser versorgt wurde.

 

Die anschliessenden drei Tage fuehlten wir uns wie im Paradies auf Erden, das wir, wenn wir nicht gerade in einer der Haengematten der grossen Haupthuette liegend den Stimmen der grossen Aras lauschten, bei zahlreichen Exkursionen zu Land und zu Wasser erkundeten.

 

Zweimal ging es kurz nach Sonnenaufgang mit dem kleinen hoelzernen Paddelkanu von der Stroemung getragen den Fluss hinab. In diesem traditionellen Gefaehrt der Einheimischen fuehlten wir uns in lange vergangene Zeiten zureuckversetzt und beobachteten schweigend die atemberaubende Natur beim Erwachen. In der Ferne hoerten wir die markerschuetternden Schreie der Bruellaffen, waehrend Papageien und Tukane ueber unsere Koepfe hinweg flogen und graue Flussdelphine Ihre Bahnen im trueben Wasser des Flusses zogen. Der dichte Urwald um uns herum strahlte trotz seiner mannigfaltigen Geraeusche, die Romulo alle zu deuten und nachzuahmen wusste, eine unfassbar tiefe Ruhe aus. Jedes Lebewesen, von den kleinen Zirtronenameisen, die aus Ihren Astnestern herausgesaugt geschmacklich tatsaechlich an die gelben Zitrusfruechte erinnern, bis hin zu den grossen Tapiren, von denen wir leider nur die Fussspuren im Wald entdecken konnten, war auf seine Art faszinierend und wunderschoen.

 

Auf meheren Waldspaziergaengen kamen wir dem ganzen Getier dann auch noch etwas naeher und konnten dort neben den bizarrsten Insekten auch einige Schlangen und Skorpione entdecken. Da sich Letztere tagsueber haeufig verstecken, waren diese besonders gut bei den naechtlichen Exkursionen in den Dschungel ums Camp herum zu entdecken. In der Dunkelheit zeigte sich der Regenwald noch einmal von einer ganz anderen Seite. Das Zirpen der Grillen und das Quaken der Froesche wirkte um ein vielfaches lauter und schien alle anderen Geraeusche zu verschlingen. Erst als wir einen Moment mitten im Wald innehielten und unsere Taschenlampen loeschten, konnten wir die Fluegelschlaege hunderter Fledermaeuse hoeren und deren Luftzuege sogar in unseren Gesichtern spueren.

 

Auch die menschlichen Bewohner dieses idyllischen Fleckchens Erde standen bei unserem Aufenthalt auf dem Programm und so statteten wir der gut 30 Bootsminuten entfernten Siedlung „Playas de Cuyabeno“ einen Besuch ab. Der von etwa 150 Kichwa-Indios bewohnte Ort erweckte trotz seiner relativen Abgeschiedenheit einen modernen Eindruck und war fuer uns wenig spannend, dafuer war der anschliessende Besuch auf der nahegelgenen Farm der Dorfladenbesitzerin Rita umso interessanter. Dort machten wir uns zunaechst daran, einige Yucaknollen zu ernten, aus denen Rita anschliessen mit unserer Hilfe in ihrem auf Stelzen stehenden Heim duenne Brotfladen ueber dem offenen Holzfeuer buk. Zwischenzeitlich vertrieben wir uns die Zeit mit einigen der zahlreichen Tiere der Farm, darunter zwei zuckersuesse Hundewelpen und ein kleiner, frecher Papagei, der es sich auf meiner Schulter bequem machte und so etwas von der Marmelade meines Yucabrotes abbekam.

 

Die Tiere, die es mir natuerlich am meisten von allen angetan hatten, waren unter der Oberflaeche des Rio Cuyabeno zu finden und zweimal bekamen wir beim Piranhaangeln die Gelegenheit mit diesen auf Tuchfuehlung zu gehen. An langen Stoecken hielten wir die mit frischem Rindfleisch bekoederten Haken ueber die Bordwand ins Wasser nebem dem Kanu und versuchten so die kleinen, zaehnestarrenden Monster zu ueberlisten. Das gestaltete sich aber gar nicht so einfach wie gedacht, waren die kleinen Biester doch einfach zu schnell und klauten uns ein ums andere Mal die Koeder vom Haken. So war es mir leider nicht vergoennt einen der Fische ins Boot zu befoerdern, aber immerhin gelang es Tianne mit einem Babyexemplar und einer unserer Mitreisenden hatte sogar das Glueck ein etwas groesseres Exemplar auf die Schuppen zu legen, das dann am Abend gebraten auf dem Teller landete. Mein Ehrgeiz wurde dadurch natuerlich nur geweckt und am letzten Tag wurden meine Bemuehungen mit zwei wunderschoen gezeichneten, stattlichen Pfauenbarschen belohnt, die mir vom Steg der Lodge aus auf meine Kunstkoeder gingen. Die Fische mit dem koestlichen weissen, festen Fleisch wurden von Juan-Carlos, unserem Koch, gekonnt zubreitet und boten uns allen ein herrliches letztes Abendessen, bevor wir in der nur von Kerzenschein erleuchteten Haupthuette die vergangenen Tage revue passieren liessen, waehrend die dicken Regentropfen eines maechtigen tropischen Gewitters das palmgedeckte Dach erschuetterten.

 

Nachdem der Regen nachgelassen hatte, ertoenten die Geraeusche des naechtlichen Dschungels langsam wieder und wir lauschten diesen ein letztes Mal, bevor wir in unseren von Mueckennetzen geschuetzen Betten in einen tiefen, erholsamen Schlaf fielen. Wie jeden Morgen wurde ich auch heute puenktlich zum Sonnenaufgang von den ersten Stimmen der Voegel geweckt und nach einem reichhaltigen Fruhstueck hiess es schweren Herzens Abschied nehmen. Auf der Bootsfahrt aus dem Schutzgebiet heraus genossen wir die letzten Eindruecke dieser urtuemlichen Flusslandschaft nocheinmal ganz bewusst, bevor uns der am Anleger wartende Minibus entgueltig in die Zivilisation zurueckbrachte.

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Kommentare: 3
  • #1

    muddi (Sonntag, 04 Dezember 2011 09:59)

    Man fühlt sich beim Lesen so eingelullt in diese Traumwelt,als sei man dabei und einer der Ersten,die diese entlegene Ecke der Welt mitentdeckt hat,sone Art Hombold und Freunde.Man braucht keine Fotos,um sich das alles vorzustellen.Wunderschön,und hier draussen fährt grade ein Tatü-Tata vorbei,ein Jammer.Viel Spass weiterhin

  • #2

    muddi (Mittwoch, 07 Dezember 2011 02:04)

    Dr.House hat ne neue Staffel andefangen,leider kann ich das nicht verfolgen.Ausserdem macht der gerade Werbung für alle möglichen Beautyproducts,ich fasse es nicht,aber die sind richtig gut.I think that you can get it all,just come home save.Dann kannst du dich berauschen in all dem Kram......Bussi

  • #3

    Best Juicer (Mittwoch, 17 April 2013 05:38)

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