Endlich Fliegenfischen!

Von El Calafate aus haben wir uns nach Rio Gallegos aufgemacht, schliesslich war Schonzeitende und wir konnten Patagonien, das allerberuehmteste Fliegenangelgebiet der Welt, natuerlich nicht verlassen, ohne selbiges versucht zu haben!

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Die Organisation erwies sich zunaechst als aeusserst kompliziert. Als erstes gingen wir zur im Reisefuehrer angepriesenen, angeblich extra auf Angeltrips spezialisierten Touri-Info. Dort wurde schon wieder die absolute Sinnlosigkeit von Touristeninformationsbueros an sich bewiesen. Bisher haben wir noch nicht ein einziges gefunden, das auch nur im geringsten nuetzlich gewesen waere, dabei haben wir es unzaehlige Male versucht. In dem in Alaska sprach man wenigstens Englisch (in der Region allerdings beileibe keine Spezialqualifikation...), das war in Argentinien bisher Fehlanzeige. Und die angebotenen Informationen beschraenkten sich weltweit im besten Fall auf einen Stadtplan, selten noch von etwas schwammigen Geschwafel begleitet. Die Fremdenverkehrshilfe in Rio Gallegos schoss jedenfalls den Vogel ab, das schuechterne Beratungsmaedel in dem nagelneuen riesigen Buero glotzte auf die Frage nach einem organisierten Angelausflug ziemlich bloed aus der Waesche und schickte uns dann auf spanisch zum Fischereiamt. Dort gibt es natuerlich nur Angelerlaubnisscheine, wie wir schon ahnten und was sich dann auch bewahrheitete. Dafuer hat sich die Frau auf dem Amt richtig ins Zeug gelegt und uns tatsaechlich den Kontakt zu einem Angelguide herausgesucht. Wo gibt’s denn sowas, dass das Amt mehr Touriinfos bereitstellt als das darauf ausgerichetete Riesenoffice?

 

Als naechstes stellte sich der Lonely Planet Guide (wobei ich eigentlich grosse Stuecke auf die Reihe halte) fuer Argentinien mal wieder als hoffnungslos veraltet heraus, obwohl es sich angeblich um eine 2010 komplett ueberarbeitete Auflage handeln soll. Lange Rede, kurzer Sinn, nachdem wir bei mehreren aufgelisteten Tourenanbietern nur leere Ladenlokale oder Schluepperlaeden (sehr beliebt hier) vorfanden, hatten wir am Ende doch tatsaechlich Glueck und fanden doch noch eine Agentur, die uns endlich den passenden Ausflug mit Guide verkauft hat!

 

Rodrigo holte uns um halb neun vom Hotel ab und los ging’s in seinem Pickup querfeldein zum Fluss Rio Gallegos. Als erstes standen fuer mich, die noch nie eine Fliegenrute in der Hand hatte, Trockenuebungen auf dem Programm, anschliessend warfen wir uns in die Wathosen und ab ging’s in den Fluss!

 

Natuerlich, aber das haben wir ja vorher gewusst, erwies sich die Fliegenangelei mal wieder als voellig ungeeignet zum Fische fangen. Immerhin haben wir den Tag ohne groessere Verletzungen ueberstanden, der Butzi hat nur eine kleine Hakenwunde am Hinterkopf und ich musste den Koeder nur einmal aus meiner Muetze herausoperieren. Wenn man mit dem Geraet allerdings umgehen kann (so wie Rodrigo), sieht es einfach oberstylish aus. Wir muessen eben noch ein paar Jahre ueben! Zur Rettung des Tages (zumindest meines...) habe ich am Ende mit der Spinnrute noch eine mit ca. 3kg recht stattliche Meerforelle gelandet.

Puenktlich kurz vor dem Mittagessen hatte Rodrigo den Allrad-Pickup hoffnungslos im Schlamm festgefahren. Alle Befreiungsversuche inklusive Fussmatten und Gestruepp unterlegen, wildem Herumziehen und -schieben und Wagenheber einsetzen scheiterten, und der sichtlich nervoese Rodrigo murmelte, die Anschaffung eines Funkgeraetes in seinem Wagen sei die beste Entscheidung ueberhaupt gewesen (natuerlich gibts in der Weite hier kein Handynetz) und rief ueber Funk einen Kollegen, der nach dem hervorragenden Mittagessen (feinstes Fleisch mit Zwiebeln und Knoblauch, dazu Rotwein – schon wieder, davon kann man aber auch nicht genug haben!) auftauchte und uns aus unserer misslichen Lage befreite. Der Kollege soll uebrigens ein sehr bekannter Fliegenfischer in Argentinien sein, fuer Loop arbeiten und schon in mehreren ESPN-Produktionen zu sehen gewesen sein, nur so als Randinfo fuer die werten angelnden Mitleser.

 

Die rauhe Schoenheit der Steppenlandschaft hier in Patagonien ist unbeschreiblich, besonders im Licht der spaeten Nachmittagssonne dachte ich, ich stehe mitten in einer Postkarte. Trotz des recht droegen Eindrucks der baumlosen Umgebung tummeln sich jede Menge wilde und weniger wilde Tiere in der scheinbar endlosen Weite: Guanacos (eine Art Lama), Nandus, Gaense, Schafe, Pferde, Kuehe, ... Kurzzeitig dachte ich auch noch, ich litte unter Wahrnehmungsstoerungen, aber ein Stueckchen weiter den Fluss hinunter hatten es sich doch tatsaechlich sogar ein paar Flamingos am Wasser gemuetlich gemacht!

 

Auf dem Rueckweg genossen wir noch einmal die menschenleeren Weiten, entdeckten einen Fuchs und sahen ein Stinktier durch die Steppe hoppeln. Zurueck im Hotel waren wir dann ziemlich erledigt - so ein Wassereinbruch in der Wathose macht ganz schoen kalte Fuesse!

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Kommentare: 2
  • #1

    Alex (Montag, 07 November 2011 15:30)

    Der angelnde Mitleser dank für interessante zusatzinfos;) wassereinbruch ist nie gut. Vorallem nicht bei kaltem Wassertemperaturen. Toller Fisch Tianne. End- neidisch bin ich. Vorallem auf die ponestripe Loop Jacke;)

  • #2

    muddi (Montag, 07 November 2011 20:45)

    bis auf die Angelaktion(da bin ich ja eh raus)war es ja wieder ein aufregendes Erlebnis.Schon der Anfang,bis man endlich die Infos hat,die man braucht,fand ich in fremden Ländern immer sehr spannend-aber zeitraubend.Und zum Ende noch mal reichlich Viehzeug-wie schön.Der Wein dauernd macht doch dann auch schön müde nach so viel action,schön schon alles.L.G.Muddi