Uruguay – ein Volk auf Mate!

Am Mittwoch ging es mit der Faehre direkt von Buenos Aires nach Montevideo in Uruguay.

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Gebucht hatten wir die Bootsueberfahrt natuerlich, weil wir uns eine landschaftlich reizvolle Ueberquerung des „Rio de la Plata“, des „Silberflusses“ erhofften. Pustekuchen! Die Faehre war mit Flugzeugsitzen ausgestattet, vollstaendig geschlossen und somit ohne die Moeglichkeit, an Deck zu gelangen und die Scheiben waren schwer schmuddelig. Letztendlich war das aber auch egal, denn landschaftlich gab es ausser Wasser sowieso nichts zu sehen. Noch dazu koennte sich der Name des Flusses hoechstens vom Abwasser einer Silbermine herleiten lassen, obwohl es hier niemals eine gegeben hat. Immerhin ist die Faehre in einem Affenzahn ueber die braune Bruehe gebrettert und wir waren 3 Stunden spaeter in Montevideo.

 

Die Hauptstadt des fuer suedamerikanische Verhaeltnisse winzigen Landes in der geographischen Zange zwischen Brasilien und Argentinen hat zwar auch einige herrschaftliche, europaeisch anmutende Gebaeude zu bieten, wirkt aber viel heruntergekommener als ihr argentinisches Pendant auf der anderen Flussseite – und die Muellabfuhr wird mit alten Holzkarren mit noch aelteren Pferden als Zugtieren erledigt.

 

Die Passion der Uruguayer, gleichermassen in der Hauptstadt und auf dem Land, ist der Genuss von Matetee. Kein Mensch setzt auch nur einen Fuss vor die Tuer ohne mindestens eine Kalabassentasse voll mit dem gruenen Kraut, das mit scheinbar nur wenigen Tropfen heissen Wassers aufgegossen und durch einen silbernen Siebloeffel-Strohhalm geschluerft wird. Sind es mehr als drei Schritte vom trauten Heim entfernt, muss die komplette Ausruestung mit: riesiger Lederkoecher mit Thermoskanne und mindestens einem 500g Paeckchen (besser 1kg) Matekraut zusaetzlich zum speziellen Becher mit Strohhalm. Der Becher ist unten abgerundet und nur selten mit einem silbernen Fuss ausgestattet – abgestellt wird das Lebenselixier sowieso nur im aeussersten Notfall. Die Exemplare aus augehoehltem und polierten Kuhfuss sind uebrigens eher Tourisouvenirs und im taeglichen Gebrauch eigentlich nicht anzutreffen; trotzdem gibt es natuerlich je nach persoenlichem Geschmack dutzende Ausformungen des Utensils. Natuerlich wird das bittere Gebraeu nicht nur zu Fuss (bzw. im Sitzen oder Liegen) genossen, sondern auch in jeder Art von Verkehrsmittel – inkl. Motorroller, wobei auch freihaendig fahrende und mit Nachschenken beschaeftigte Zeitgenossen gang und gaebe sind. Es kursiert wohl unter anderem deswegen der gutgemeinte Ratschlag an Touristen, waehrend der „Matezeit“ lieber nicht selber zu fahren. Zum Glueck sind wir mit dem Bus unterwegs, denn Matezeit ist ja irgendwie immer... Auch bei der Jugend steht der Verzehr des Traditionsgetraenkes hoch im Kurs – bei uns sieht man Punks und Gothics eher an der Wodkaflasche haengen, hier wird eifrig am Silberstrohhalm genuckelt, wobei man sich ernsthaft fragt, ob die das Zeug nicht vielleicht doch mit Hochprozentigem aufgiessen. Ueberhaupt kann ich nicht recht glauben, dass die Bruehe keinerlei berauschenden Effekt haben soll, der Dauerkonsum erinnert doch fatal an ausgepraegtes Suchtverhalten. Immerhin der schlankheitsfoerdernde Aspekt, der dem ultrabitteren Getraenk nachgesagt wird, scheint der Wahrheit zu entsprechen, denn trotz der ausufernden „Asado“ – Grillorgien immerzu sind wir erst sehr wenigen uebergewichtigen Uruguayern begegnet.

 

Von Montevideo ging es im Bus weiter nach Colonia del Sacramento, einem kleinen Ort am Ufer des Rio de la Plata mit einer entzueckenden historischen Altstadt – das (grob geschaetzt) 587. UNESCO-Weltkulturerbe der Reise. Am Sonntag von dort wieder wegzukommen erwies sich als etwas schwierig, weil wir uns faelschlicherweise nach den Abfahrtszeiten an Werktagen gerichtet hatten. Nach 4 Stunden geduldigen Wartens am Busbahnhof fuhr dann endlich der im Sonntagsfahrplan vorgesehene Bus nach Mercedes – da wurden Erinnerungen an Afrika wach! Mit dem einzigen Unterschied, dass es sicher keinen kamerunischen Busbahnhof gibt, an dem man ueberhaupt weiss, was ein Fahrplan ist. Von Mercedes aus waren es dann auch nur noch 14km Schotterstrasse im Taxi bis zur „Estancia“ unserer Wahl. In den naechsten Tagen gibt’s hiesiges Bauernhofleben im Wandel der Zeiten. Ich freu mich schon besonders aufs Ausreiten, der Butzi eher nicht so.

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Kommentare: 4
  • #1

    muddi (Freitag, 23 September 2011 21:28)

    So,bin wieder bei euch.Mit dem Mate kenn ich mich aus,hab doch mal in einem argent.Steakhaus gearbeitet,die trinken das Zeug auch nonstop.Soll auch wachhalten,ist echt sonst nix drin.Stimmt auch noch bei grossen MengenAnsonsten viel Spass beim Farmlife,hätte ich auch Bock drauf.Die Angel bleibt jetzt halt mal im Koffer.Bin ich wieder im Boot?Knutsch Muddi.

  • #2

    muddi (Freitag, 23 September 2011 22:34)

    ...noch ein kleiner Spass:die Ivonne hat eine WG im Auge,eine Mutte.r mit Kind,6 Jahre alt.In meinem alten Kitz-Urbanstr.-Jojo meinte dann,dass Ivonne mit Mutter und Kind wohnen würde und er mit einer Rentnerin.Ist das fair?Soll ich jetzt ausziehen oder was?Schaun wir mal,was noch kommt

  • #3

    muddi (Freitag, 23 September 2011 23:18)

    also,so doll bin ich ja noch nicht in verzug,da ist ja sonst noch keiner da.ich hab jetzt kurz ums haus meine aufkleber angebracht und geh jetzt noch auf achse.see you in 2 days.love-muddi

  • #4

    Arnd (Samstag, 24 September 2011 10:41)

    Bin gerade aus WHV zurück. Michael und ich haben Vorbereitungen für unsere Reise getroffen (Mopedumbau, Schiffstransfer, Zollformalitäten und und und)...
    Sind die Straßen echt so bescheiden? Egal, viel Spaß noch !!