Ueber San Francisco ins Inland

Einen Vorgeschmack auf den Ruf, der San Francisco vorauseilt, bekamen wir schon im gut 100 Kilometer entfernten kleinen Touristenort Guerneville am Russian River.

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Das Klientel im dortigen Diner, wo wir eine Fruehstueckspause einlegten, bestand zu 98 Prozent aus groesstenteils dickbaeuchigen und kurze Hosen tragenden Maennern, die ganz offensichtlich vom anderen Ufer der Bucht, naemlich aus San Francisco, stammten... So gab es fuer uns beim Breakfast-Burrito in dem mexikanisch angehauchten Laden allerhand zu gucken und zu tuscheln – wirklich amuesant!

 

Bevor wir einige Zeit spaeter ueber die nebelverhangene Golden Gate Bridge in die Stadt fuhren, legten wir noch einen Stopp im Nobelvorort Sausalito ein, wo wir eine kunterbunte alternative Hausbootsiedlung besuchten und bei einem Eis den Blick ueber die Bucht mit der beruehmten Gefaegnisinsel Alcatraz vor der Skyline genossen.

 

Als Abendprogramm ging es dann in den AT&T Ballpark zum Baseballspiel der San Francisco Giants gegen die Philadelphia Phillies. Naturgemaess gehoert Baseball, zumindest fuer den durchschnittlichen Mitteleuropaeer, nicht gerade zu den spannendsten Sportarten und so vertrieben wir uns die drei Stunden Spielzeit mit Essen (noch nie habe ich soviele Fressbuden auf einem Haufen gesehen wie in diesem Stadion!) und dem tollen Blick ueber die Bucht, den wir von der Tribuene der direkt am Wasser gelegenen Arena hatten.

 

Die naechsten zwei Tage wurden mit Sightseeing verbracht und davon hat diese Stadt wirklich so einiges zu bieten: Der Flower-Power Stadtteil Ashbury Heights, der Golden Gate Park, der Nobelstadtteil Pacific Heights mit seinen viktorianischen Villen, die Seeloewen am Pier 39, das touristische Zentrum Fisherman’s Wharf mit Promenade und natuerlich die Cable Cars waren nur einige der Sehenwuerdigkeiten, fuer die wir uns Zeit nahmen, bevor es am Montag in Richtung Osten zum Yosemite Nationalpark ging.  

 

Dort angekommen erwischten wir (mal wieder) einen der allerletzten freien Zeltplaetze und als wir anschliessend am fruehen Nachmittag in das von atemberaubenden Granitfelsformationen umstandene Tal fuhren, traf uns ob des Besucheransturms fast der Schlag! Um das Informationszentrum und den kleinen Supermarkt herum kamen wir uns zeitweise vor wie in Disneyland! Wirklich verwunderlich, dass sich die Wildtiere von dem Massenandrang offensichtlich kaum gestoert fuehlen, ueberall huepfen putzige Streifenhoernchen herum und bei einem abendlichen Spaziergang, auf dem wir allerdings wegen der fortgeschrittenen Stunde ganz alleine waren, begegneten wir sogar einem kleinen Baeren direkt am Wegesrand. Gleucklicherweise nahm dieser, als er uns entdeckte, sofort reissaus, verschwand im krachenden Unterholz und auch von Mama Baer war zum Glueck keine Spur.

 

Auch am naechsten Tag gelang es uns wieder ganz gut, den grossen Massen aus dem Weg zu gehen, indem wir schon am fruehen Morgen zu einer anspruchsvollen 9 km langen Rundwanderung aufbrachen. Wir erklommen die Scheitel zweier Wasserfaelle und wurden immer wieder mit wirklich spektakulaeren Ausblicken auf das Tal und die dahinter liegende Sierra Nevada belohnt. Landschaftlich gehoert der Yosemite Nationalpark sicherlich zum Schoensten, was wir auf dieser Reise bis jetzt entdecken durften!

 

Nach der Wanderung fuhren wir auf der Durchgangsstrasse einmal quer durch den Park und erreichten gegen Mittag den Ort Lee Vining am Monolake, dem angeblich groessten Kratersee der Welt. Schoen anzuschauen ist er auf jeden Fall, und dazu hat er auch noch wirklich bizarre aus dem Wasser ragende Kalksteinformationen zu bieten. Ein Stueckchen weiter in Richtung Norden trafen wir auf die in den 1880er Jahren im Goldrausch gegruendete und in den 1940er Jahren endgueltig verlassene Geisterstadt Bodie. Einst eine Boomtown mit 10.000 Einwohnern und ueber 60 Saloons, gehoerte Bodie zu den wildesten Staedten im wilden Westen, wo Schlaegereien, Mord und Totschlag an der Tagesordnung waren. Heute sind nur noch etwa 5 Prozent der Gebaeude mehr oder weniger gut erhalten, wurden aber im Rahmen eines „State Historic Parks“ in ihrem Zustand aus den 60er Jahren konserviert. Wir schlenderten ueber das Gelaende und fuehlten uns dank der vielen Holzhaeuser, die den Eindruck erweckten, erst vor kurzem verlassen worden zu sein, direkt in die Zeit von Buffalo Bill zurueckversetzt.

 

Nach einer weiteren Uebernachtung im Zelt machten wir uns am naechsten Morgen auf ins Death Valley. Es galt zwei Hoehenzuege zu ueberqueren bis wir das Tal erreichten, das uns bereits am spaeten Vormittag mit gut ueber 40 Grad Celsius empfing – immerhin hatten wir deswegen ausnahmsweise mal keine Probleme einen Stellplatz fuer unser Zelt auf dem Campingplatz zu bekommen und konnten sogar noch einen Schattenplatz ergattern. Das Tal des Todes hat landschaftlich viel mehr zu bieten, als wir gedacht haben, wie wir auf der anschliessenden Erkundungstour um die Oase Furnance Creek herum entdeckten. Trotzdem war es keine so wahnsinnig gute Idee bei mittlerweile 53 Grad (!) durch den „Golden Canyon“ zu wandern... Nach gut einer Stunde zwischen den goldgelben Sandsteinfelsen kamen wir voellig fertig zurueck am Parkplatz an und zogen es vor, den nahegelegenen „Artist Drive“ vom klimatisierten Auto aus zu bewundern. Die durch verschiedene Mineralien in allen Farben schimmernden Sand- und Felsformationen dort erinnern einen wirklich an die Palette eines Malers – wunderschoen und fast schon surreal! Anschliessend ging es zum „Badwater Basin“, einem ausgetrocknetem Salzsee, der mit 86 Metern unter dem Meeresspiegel den tiefsten Punkt der USA markiert. Dort quaelten wir uns nocheinmal fuer einige Zeit aus dem Auto, um bei einer ordentlichen Brise, die sich bei diesen Temperaturen tatsaechlich wie ein Heissluftfoen auf hoechster Stufe anfuehlt, ein wenig auf der bis zum Horizont reichenden Salzkruste umherzuspazieren. Diese Hitze, dazu noch bei einem solchen Wind, ist wirklich unvorstellbar, wenn man es nicht erlebt hat! Immerhin kuehlte es des Nachts auf etwa 35 Grad ab, so dass wir es bis kurz nach Sonnenaufgang halbwegs im Zelt aushalten konnten.

 

Am naechsten Tag hiess es auf direktem Wege wieder aus dem Tal heraus zum naechsten Stopp: Las Vegas!

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Kommentare: 6
  • #1

    Alex (Mittwoch, 17 August 2011 08:23)

    Da hätte ich mir doch wohl auch noch nen bisschen die Nationalparks anschauen sollen in cali:) aber die strände und der Rest dort sind auch Wunderschön.
    Da freut euch auf die sin City:) nochmal viel zu erleben. Grüße aus Bonn
    Alex

  • #2

    Max (Mittwoch, 17 August 2011 09:03)

    Eines muss ja mal gesagt werden,ihr habt beide Euren eigenen Schreibstil aber spannend und amüsant ist er in jedem Fall!!!
    Max

  • #3

    maik (Mittwoch, 17 August 2011 09:30)

    Ja, da habt ihr ja mal wieder alles mitgenommen was ging... freu mich aber auch schon sehr auf die Geschichten aus Las Vegas ;)

  • #4

    muddi (Mittwoch, 17 August 2011 10:17)

    Wie geht man mit diesen Temperaturen um,und dann auch noch aktiv bleiben?Aber alles wieder so schön beschrieben,als wenn man dabei ist.Solange ihr in Vegas seid,bleib ich in Sausalito.Das ist ein Traum.Die Karten sind ja auch schon alle angekommen.Love-Muddi(und in Vegas aufpassen auf die Reisekasse)

  • #5

    muddi (Mittwoch, 17 August 2011 13:09)

    Hab mal nachgerechnet!!!Der letzte Blog kam vom 11.08.d.h.Vegas liegt schon hinter euch,Blitzanweisung fällig?Oder wenigstens Carepaket.Grade kam Karte vom Yosemite Park,sehr beeindruckend-und schon wieder Neid pur.Aber heute ist Sommer(mildes Tal)Love-Knutsch-M.

  • #6

    Arnd (Samstag, 20 August 2011 11:18)

    Echt beeindruckend. Toll zu lesen...