Sunny Seattle

Seattle empfing uns am Sonntagvormittag mit strahlendem Sonnenschein, was eher ungewoehnlich ist, hat die groesste Stadt im Bundesstaat Washington doch den Ruf die „Rain Capital“ der USA zu sein.

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Nachdem wir in unserem Hostel, das im etwas zwielichtigen und interessanterweise besonders des Nachts vornehmlich von Farbigen bevoelkerten Bezirk Chinatown liegt, eingecheckt hatten, nutzen wir das schoene Wetter, um uns die Stadt etwas naeher anzuschauen. Zunaechst ging es in die kleine, aber wirklich schoene Altstadt, wo wir, nach einer Kaffeepause im 1971 eroeffneten ersten Starbucks der Welt, den Pike Place Market erkundeten. In dem riesigen Komplex mit mehreren Stockwerken, Innenhoefen und Arkaden, der neben Obst-, Gemuese- und Fischstaenden auch Kneipen, Restaurants und Souvenirshops beherbert, haetten wir uns locker mehrere Stunden aufhalten koennen, aber wir haben ja keine Zeit! Also ging es kurz darauf mit der Monorail weiter zum Seattle Center, dem ehemaligen Weltausstellungsgelaende von 1962, auf dem sich das Wahrzeichen der Stadt, die Space Needle befindet. Von oben konnten wir trotz grossem Andrang den fantastischen Ausblick ueber die Stadt geniessen, bevor wir uns das kombinierte experimentelle (Rock-) Musik- und Science Fiction Museum am Fusse des Turms vornahmen.

 

Am zweiten Tag wurde Seattle seinem Ruf dann wieder gerecht und wir unternahmen bei Regenwetter eine „Underground“ Tour, die uns in die „City unter der City“ fuehrte. Nachdem die Stadt bei einem Brand 1889 komplett zerstoert wurde, wurde das damals 33 Blocks umfassende Zentrum um bis zu 10 Meter erhoeht, was die auf Meereshoehe befindlichen Erdgeschosse der Haeuser zu Kellergeschossen werden liess. Die unterirdischen Buergersteige sind heute noch zum Teil begehbar und wir schlenderten begleitet von den markigen Geschichten unseres Tourguides ueber Prohibition und Prostitution durch den Untergrund.

 

Zurueck an der Oberflaeche hatte sich das Wetter immer noch nicht gebessert, also fuhren wir in das etwas ausserhalb gelegene Luft- und Raumfahrtmuseum, wo es neben zahlreichen Austellungen zur Fliegerei im ersten und zweiten Weltkrieg auch eine Concorde und die erste Air Force One von innen zu begucken gibt. Die Concorde ueberraschte uns durch ziemlich magere, geradezu spartanische Innenausstattung, dagegen war das Gefaehrt, welches schon Herrn Kennedy befoerderte, deutlich luxorioeser, inklusive dem von Tianne so geliebten Charme der 60er Jahre.

 

Am naechsten Tag ging es dann zur Autovermietung, um unseren Untersatz fuer den anstehenden Roadtrip bis nach San Francisco abzuholen. Wir bekamen einen Chevrolet Impala, ein Riesenschiff von gefuehlten drei Tonnen Gewicht, wo man sich wirklich fragen muss, warum die Herren von General Motors ein derart behaebiges Schwergewicht nach einer zierlichen Antilopenart nennen. „Chevrolet Rhino“ waere wohl passender gewesen...

 

Den ersten Stopp mit dem neuen Gefaehrt legten wir an einem grossen Outdoorladen ein, wo wir uns erstmal mit einer kompletten Campingausruestung, bestehend aus Zelt, Isomatten und Schlafsaecken, sowie Stuehlen, einem Kocher mit Kochgeschirr und einem Tisch ausstatteten. Insgesamt kein billiger Spass, das Ganze sollte sich aber spaetestens nach dem sechsten Mal campen aufgrund der hohen Unterkunftspreise rentiert haben. Am Ende dauerte der Besuch in dem Laden noch viel laenger als geplant, da es dort auch eine grosse Angelabteilung und eine echt spannende Jagdabteilung gab, wo es saemtliche Munition auf Paletten zum direkt in den Einkaufswagen laden gab und ausserdem noch hunderte von verschiedenen Waffen, darunter auch offensichtlich scharfe, kleine rosafarbene Gewehre fuer den geneigten weiblichen Nachwuchs...

 

Nach einer Uebernachtung im abgesehen vom kitschigen, aber ganz gut gemachten Glasmuseum eher unspannenden Tacoma, ging es auf die im aeussersten Nordwesten der USA gelegene Olympia-Halbinsel, wo wir die naechsten zwei Naechte auf verschiedenen Campingplaetzen im Nationalpark verbrachten. Dazwischen bewunderten wir die unglaublichen landschaftlichen Unterschiede des Parks, die von alpinen Gebirgszuegen im Osten ueber dichten, von Moosen und Farnen ueberwucherten Nadelbaum-Regenwald in der Mitte, bis hin zu urigen von Treibholz uebersaehten Kiesstraenden im Westen reichen.

 

Insgesamt ist es ueberall auf der Halbinsel landschaftlich wunderschoen, was vermutlich auch der Grund dafuer war, dass hier die Filme der Twilight-Saga gedreht wurden, wie wir kuerzlich erfuhren. Der nach dem Untergang der Holzindustrie eher strukturschwachen Region verhalf das zu einem echten Wirtschaftsboom. Als wir durch den Ort Forks fuhren, wurden wir von einem Banner mit der Aufschrift „Twilight Capital of the World“ (!?) begruesst, danach ging es vorbei am Restaurant „Dazzeld by Twilight“ und verschieden Geschaeften mit aehnlich geistreichen Namen. Das Ganze gipfelte dann darin, dass es an der Strasse am Ortsausgang „Twilight Campfire Wood“ (!!??) an einem Verkaufsstand gab...

 

Heute haben wir dann Washington in Richtung Oregon verlassen und werden uns morgen nach einer weiteren Nacht auf einem Campingplatz beim Staedtchen Astoria in Richtung Portland aufmachen, wo es laut unserem Eiskletterguide Zach, der dorther kommt, ausgesprochen gutes Bier geben soll!

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Kommentare: 4
  • #1

    Alex (Sonntag, 31 Juli 2011 18:11)

    Das mit dem Bier halt ich ja erstmal noch für nen Gerücht;) vorallem wenn das nen Ami von sich gibt...:)
    Aber ich hoffe doch der Chevi ist standesgemäß von ´78 und als low-rider umgebaut oder? Ich denke die nationalparks bieten wiedermal atemberaubende Natur, mehr als die Städte auf dem Weg.
    Aber die Twilight story ist ja echt noch mal gut...wenn die sonst nix können ist man halt Filmkulisse:) Wie LOST auf Hawaii, Herr der Ringe in NZ,....Gute Fahrt bis SF...liegt Las Vegas eigentlich noch auf der Route? Dann könnte ich auch noch nen paar Bier-tipps loswerden;)
    Grüße Alex

  • #2

    muddi (Sonntag, 31 Juli 2011 18:25)

    freue mich über so viel neues,aber warum nur macht ihr das alles so schnell?von wegen:keine zeit?es wäre doch entspannter,mal am ort zu bleiben und,wenns regnet,ausschlafen.weiterhin----geht es langsamer an...love-muddi

  • #3

    muddi (Mittwoch, 03 August 2011 08:53)

    hi,leute,habe montag schon post aus seattle bekommen,spooky.ich hoffe euer impala macht noch spass.und alles andere natürlich auuch.wir machen heute abend bergfest,das erste in diesem jahr,falls es nicht gewittert.gestern war sommer!deshalb besteht noch hoffnung.love-muddi

  • #4

    O.Lettow (Freitag, 12 August 2011 10:25)

    In WHV regnet es mehr, wetten?
    Postkarten sind auch wieder bei uns eingetrudelt. Danke für Eure Schreibfreudigkeit!
    ;-)