Wandern auf U.S-amerikanisch

Das haben wir heute gemacht, bestehend aus 8 Stunden Busfahren durch den beliebtesten Nationalpark Alaskas, den Denali-Nationalpark. Es werden praktische Shuttlebusse mit mehreren Stops angeboten, bei denen man theoretisch aussteigen und wandern kann – macht nur keiner, die Leute sind mit aus dem Fenster geiern und Snacks vertilgen beschaeftigt.

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Unsere immerhin vorhandenen Wanderambitionen wurden ungluecklicherweise durch einen anhaltenden Regenguss am Ziel des Busses zerstoert, weswegen wir auch leider keinen Blick auf DEN Berg erhaschen konnten, den Mt. McKinley, der sich im Park befindet. Der Bus haelt 25 Meilen vor dem Fuss der mit ueber 6.000m hoechsten Erhebung Nordamerikas, und von dort aus ist er selten sogar sichtbar, allerdings nur sehr selten, statistisch gesehen zeigt er sich nur 30% der 400.000 Parkbesucher jaehrlich und verbirgt sich gerne auch mal eine ganze Woche am Stueck komplett im Dunst.

 

Die Wanderei wird uebrigens dadurch zusaetzlich erschwert, dass es kaum ausgewiesenen Wanderwege gibt, man kann einfach so draufloslaufen in die Taiga und Tundra, was die Orientierung natuerlich ziemlich erschwert und einem auch etwas ziellos erscheint – bei „normalen“ Wanderwegen kriegt man wenigstens einen Wasserfall oder ein tolles Klippenpanorama zur Belohnung der Anstrengungen zu sehen! Einen Vorteil hatte die Regnerei und Busfahrerei allerdings: Wir wurden heute von der furchtbaren Mueckenplage verschont, die Alaska jeden Sommer heimsucht. Die nervigen Viecher sirren zu Tausenden durch die Welt, sind aber immerhin nicht so aggressiv wie ihre tropischen Artgenossen. Neulich nacht soll ich mich laut Butzis Aussage trotzdem schon gekratzt haben wie ein raeudiger Hund, was aber wahrscheinlich eher ein Anfall von Hypochondrie war, so schlimm zerstochen bin ich gar nicht.

 

Die Landschaft ist auch aus dem Bus absolut sehenswert, ich habe noch nie so grosse kiesige gletschergeformte Ebenen gesehen, und endlich konnten wir die im Erdkundeunterricht breit gelehrte Tundra und Taiga live erleben. Neben Erdhoernchen, Karibus und Dall-Schafen haben wir sogar zwei Grizzlybaeren in der Ferne entdeckt. Allerdings haben wir ein paar Tage spaeter festgestellt, dass der Ausflug ins Naturschutzgebiet, was die Wildtiersichtungen angeht, nicht unbedingt notwendig gewesen waere, denn nur etwas spaeter auf unserer Route haben wir einen (zugegebenermassen noch jungen, aber trotzdem immerhin etwa pferdgrossen) Elch fast ueberfahren, als er seelenruhig direkt neben dem Highway aeste und sich auch von uns, als wir zum Fotomachen quasi auf seinen Hinterhufen geparkt haben, nicht im Geringsten stoeren liess. Noch etwas spaeter haben wir sogar einen Baeren recht nah an der Strasse beim Grasfressen beobachtet, und ebenfalls von unterwegs haben wir jede Menge Otter im Wasser bei der Lachsjagd gesehen. Die normale Umgebung ist also offenbar insgesamt ein bisschen wie ein Safaripark...

 

Unterkunft in Alaska ist ein schwieriges Thema, denn es ist entweder Sommer, das heisst Hochsaion, (jetzt), und 4 Monate lang ist alles superteuer und ziemlich ausgebucht, oder es ist Winter, komplett tote Hose, alles geschlossen, arschkalt und komplett zugeschneit, in den restlichen 8 Monaten. Mit Ach und Krach habe ich in der Naehe vom Denali-Nationalpark noch 2 halbwegs bezahlbare Hostelbetten ergattert, durch ein Missverstaendnis meinerseits sind wir allerdings in einem 6-Mann-Schlafsaal gelandet. Und als ob die Pennerei durch ohrenbetaeubend schnarchende Mitschlaefer nicht schon genug gestoert waere, wird es ja auch einfach nicht dunkel! Irgendwann zwischen 2 und 4 Uhr nachts ist es mal fast soweit, aber auch eigentlich nicht so richtig. Das bringt einen bei der ganzen Reiserei echt voellig durcheinander: Sommer, Winter, Regenzeit, Trockenzeit, warm, kalt, stockduster, dauerhell, gestern, uebermorgen (Datumsgrenze!), aahhhhhh!

 

Weiter Richtung Norden gings am naechsten Tag nach Fairbanks (NOCH laenger hell...), mit 30.000 Einwohnern die zweitgroesste Stadt Alaskas, und mit deutlich mehr Charme als Anchorage. Letzteres wirkt sogar jetzt zur Hochsaison ein bisschen wie Pripjat bei Tschernobyl und eine verlassene Goldgraeberstadt. Wir haben uns den Pioneer Park angeschaut, wo viele originale Blockhaeuser aus der Goldgraeberzeit wieder aufgebaut wurden. Ausserdem hatten wir ein legendaeres „Salmon Bake“-Fressgelage: All-You-Can-Eat mit gegrilltem Lachs, Prime Rib, Snowcrabs, frittiertem Dorsch und zum Nachtisch Kuchen und Waldbeerenkompott, bis uns fast die Plautze geplatzt ist. Aber uebermaessiges Essen gehoert in den U, S und A eben zur authentischen Kulturerfahrung dazu!

 

Nach einer Nacht in einer hauptsaechlich von Kreuzfahrttouris frequentierten Nobellodge zum Schnaeppchenpreis von nur 79$ statt 250$ im Kaff Copper Center, sind wir ueber eine wirklich wunderschoene Strecke vorbei an einem bis nah an die Strasse reichenden Gletscher nach Valdez am Prince William Sound gefahren. Hier werden wir die naechsten zwei Tage mit spannenden Aktivitaeten verbringen, aber dazu spaeter mehr!

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Kommentare: 2
  • #1

    Alex (Montag, 18 Juli 2011 10:37)

    Die Otter jagen Lachse Justus ;)

  • #2

    muddi (Dienstag, 19 Juli 2011 13:09)

    Später-viiel später könnt ihr ja mal ne kaffeefahrt machen,ist auch viel busfaahren und fressen,nur die tiere unterscheiden sich wohl etwas...knutsch muddi