Sauwetter in der Suedsee

Schon bei der Landung auf der Hauptinsel Neukaledoniens, Grande Terre, durchbrach der Flieger gleich zwei Wolkendecken, und das tropische Eiland empfing uns abends mit mittelmaessigen Temperaturen um 18 Grad und Nieselregen.

...

Leider wurde es auch am folgenden Tag kein Stueck besser, deswegen erkundeten wir Noumea, die groesste Stadt der zu Frankreich gehoerenden EU-Aussenstelle im Pazifik. Tatsaechlich wird auf der Inselgruppe durchgaengig akzentfreies franzoesisch gesprochen,wir durften uns als EU-Buerger in der Passkontrolle bei den Einheimischen einreihen, und geniessen geruechtehalber sogar freie Krankenversorgung, unbegrenztes Aufenthalts- und sogar Arbeitsrecht. Wahrscheinlich haette sogar unser Personalausweis zur Einreise ausgereicht, einen exotischen Stempel im Pass gab es jedenfalls leider nicht. Um so abgefahrener ist die Waehrung: die Einfuehrung des Euros konnte Frankreich wohl gerade noch abwenden, dafuer gibt es hier einen ominoesen Suedsee-Franc, dessen Scheine annaehrend die Groesse von DIN A5 Blaettern haben. In Noumea gibt es immerhin zwei ganz huebsche Museen und ein sehr schoenes Aquarium, so dass wir einigermassen vor dem Regen fluechten konnten. Trotzdem ein Drama, die Straende und den Yachthafen mitten in der Stadt bei dem Mistwetter zu betrachten und zu wissen, wie traumhaft die Szenerie bei Sonnenschein sein muss!

 

Am naechsten Tag machten wir uns trotz anhaltender Schlechtwetterfront auf, den auessersten Sueden der Insel zu erkunden. Die Strassen wurden rapide schlechter und - aeh - rot! Der gesamte Suedteil der Insel liegt auf einem riesigen Plateau aus Eisen, und der Boden besteht aus einer glitschigen Mischung aus Lehm und Rost. Komischerweise sind die Berge trotzdem gruen bewachsen, nur in einigen Spalten und Kluften sieht man die knallige Farbe leuchten. Ausserdem beherbergt Neukaledonien 25% des weltweiten Nickelvorkommens, weswegen eine riesige neue Fabrik gerade ihren Betrieb aufgenommen hat. Das ist verstaendlicherweise etwas schwer vereinbar mit dem (teilweise) weltnaturerbegeschuetzten Korallenriff um die Insel, das mit 1.800km Gesamtlaenge nur ca. 200km kuerzer ist als das Great Barrier Reef. Na ja, wenn der Eisen- und Nickelabbau fertig ist, duerfte der Suedteil der Insel sowieso verschwunden sein...

 

Nach einem Besuch der entzueckenden kleinen Wasserfaelle „Chute de la Madeleine“ wanderten wir noch ein bisschen durch das angeschlossene Naturreservat und bewunderten die einheimische Flora, die auf schieren Eisenplatten zu gedeihen scheint. Zurueck am Auto hatten wir die erste Begegnung mit einigen Einheimischen. Neben uns hatte ein Auto vom Roten Kreuz und ein weiterer Kleinwagen geparkt und ein paar ziemlich verstrahlt wirkende Rastanakis (die hiesige Version der Rastafaris, die Ihren Namen vom Stamm der Kanaken - ja, die nennen sich wirklich so - hergeleitet haben) begruessten uns ueberaus freundlich. Die Einladung zum Mitrauchen haben wir dann aber doch dankend abgelehnt, ich musste ja auch noch fahren!

 

Ein Nachtlager zu finden war in dieser abgelegenen Region gar nicht so einfach, mit Glueck hat es aber doch noch geklappt, leider mit dem Wermutstropfen, dass es an dem Abend keinen Restaurantbetrieb gab und wir natuerlich ausgerechnet an diesem Morgen unsere Tuete mit Notvorraeten im Hostel in Noumea vergessen hatten. Also sind wir noch einmal etwa 10km zurueck zur einzigen Tanke und gleichzeitig einzigem Laden der gesamten Umgebung gefahren. Brot gabs dort leider keins mehr, deswegen bestand unser Abendessen aus Crackern, Dosenfisch, Hartwurst, Cocktailwuerstchen und zwei Flaschen billigem Rotwein. Die Nacht im strohgedeckten Bungalow in direkter Strandnaehe war lauschig, allerdings war das Regengepladder fast lauter als das Meeresrauschen.

 

Am naechsten Morgen ereilte uns der naechste Schock: der Hinterreifen unserer gemieteten Renault-Knutschkugel war platt wie ne Flunder. Zum Glueck fanden wir im Kofferraum ein vollwertiges Ersatzrad, und der Butzi erwies sich als fachkundiger Reifenwechsler. So konnte es eine halbe Stunde spaeter als geplant doch losgehen in den etwas dichter besiedelten Westen der Insel. Dort fanden wir eine Unterkunft (sogar mit Restaurant!) und machten am naechsten Tag eine Glasbodenboot- und Schnorcheltour zum Riff, bei endlich etwas besserem Wetter. Das Wasser ist wirklich bemerkenswert, tuerkis wie ein Swimmingpool! Gegen Mittag haben wir dann nach einem kurzen „Bushwalk“ einen einsamen Strand erreicht und dort endlich die ersehnte Suedseeidylle gefunden! Allerdings war’s etwas kalt, deswegen habe ich meinen Pulli und meine Hose lieber anbehalten und zwei Stunden entspannt im Sand verpennt. Dann wurde es dem Butzi langweilig mir beim Schlafen zuzugucken, und ich konnte ihm auch partout nicht erklaeren, dass Schlafen am Strand viel toller ist als Schlafen im Hotelzimmer, deswegen sind wir kurz danach zurueck zum Hotel, damit er seine Angelkoeder noch ein bisschen im Fluss baden konnte.

 

Dieser erste Ausflug in die Suedsee war am naechsten Tag auch schon wieder vorbei, aber nach einem kurzen Zwischenstop geht es ja schon weiter nach Hawaii, Suedsee zum Zweiten, diesmal im Sommer! Winter, Sommer, Regenzeit, Trockenzeit, Nordhalbkugel, Suedhalbkugel, und dann noch die ganzen Zeitverschiebungen immerzu, hin und her, das macht einen bei der ganzen Reiserei ja ganz wuschig!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0