It's Fun to Stay at the YHA!

In Apollo Bay auf der Ocean Road bin ich fuer 42 AUD (Rentnertarif...) Mitglied der „Jugendorganisation“ „Youth Hostel Association“ geworden, um die Uebernachtungskosten in bezahlbare Regionen zu druecken.

...

Die Hostels der weltweiten Vereinigung sind sehr unterschiedlich, haben aber alle einen ganz besonderen Charme. Es gibt nicht nur Schlafsaele, sondern auch Zweibettzimmer (zum Glueck!), allerdings werden die Sanitaeranlagen auf dem Flur grundsaetzlich geteilt und befinden sich je nach Tages- oder Nachtzeit in wechselnden Zustaenden. Man gewoehnt sich dran... Abgesehen davon sind die Herbergen meistens mit Gemeinschaftsraeumen und grossen Kuechen bestens ausgestattet. So koennen wir durch Selberkochen die Verpflegungskosten einigermassen im Zaum halten, schleppen aber auch stets und staendig eine Tuete mit Salz, Pfeffer, Sojasauce, Ketchup, Senf und aehnlichen Hilfsmitteln herum.

 

Das schoenste Hostel bisher war das in Foster beim „Wilsons Promontory“-Nationalpark, ein kleines Haus mit nur 3 Gaestezimmern und sehr familiaerer Atmosphaere. Dort gab es sogar gratis Handtuecher, Waschmaschinenbenutzung und Internet! Bemerkenswert war auch die grosse Herberge in Apollo Bay, nagelneu, vom Feinsten hergerichtet und angeblich nach neuesten Oekostandards gebaut, wie auf zahlreichen Infoschildern angepriesen wurde. Wie das allerdings damit vereinbar ist, dass die Bude ueber keinerlei Isolierung zu verfuegen scheint, energieverschwenderische Stromheizkoerper hat und bei jeder Klospuelung gefuehlte 100l Wasser durchrauschen, bleibt ein Mysterium. Zumindest erstere Aspekte sind wahrscheinlich damit zu erklaeren, dass der durchschnittliche Australier den im Sueden immerhin 5 Monate dauernden Winter komplett verleugnet und seine heizungslose, isolierungsfreie Leichtbaubehausung gerne mit der Klimaanlage aufwaermt (sehr effizient...).

 

Hostelbewohner sind gerne Langzeitgaeste. So konnten wir in Melbourne gleich eine Handvoll Leute dabei beobachten, wie sie Tag fuer Tag nichts anderes zu tun hatten, als im Gemeinschaftsbereich am Billiardtisch abzuhaengen. Meistenteils handelt es sich dabei um leicht verlaust aussehende dreadlockige Pseudo-Surfertypen. Dazu passte der Kommentar unserer Reisebuerotante Caitlin zu ihrer Kollegin, den wir im Weggehen aufschnappen konnten „Yeah, they’re amazing, they actually DO stuff!“

 

Besonders nervig ist der gemeine Backpacker-Klampfen-Terrorist, der seine Gitarre staendig dabeihat und seine Umgebung mit seinen Darbietungen ungefragt in den Wahnsinn treibt. Und wehe, er findet ein paar Gleichgesinnte, die auf Lagerfeuerromantik stehen und ueber vermeintliches Gesangstalent verfuegen! Wieso darf man eigentlich Gitarren (inkl. Saiten) im Handgepaeck im Flugzeug mitfuehren, Angelschnuere aber nicht? Der Butzi fuehlt sich zurecht ungerecht behandelt, faellt die Angelei den Mitmenschen doch deutlich weniger zur Last!

 

Und dann gibt es da noch den obligatorischen Kuechenpenner: Mutmasslich ein Langzeitgast seit Jahren, hilft er beim Sauberhalten der Kueche aus, um sich seine Unterkunft zu verdienen. Der in Melbourne war besonders super: ziemlich zahnlos und sehr versoffen aussehend, vermutlich asiatscher Abstammung, hat er morgens aufgepasst, dass der Wasserboiler auch von der richtigen Seite bedient wird (?!) und sich anschliessend Sojasosse aufgekocht (!?), bevor er sich auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum wieder hingelegt hat. Das uralte Exemplar in Lakes Entrance mit riesigem Rauschebart (groesser als der vom Butzi!) wurde nie beim Kuechesaeubern beobachtet, dafuer aber beim morgendlichen Barfussgang ueber den Schotterparkplatz bei geschaetzten 8 Grad und beim abendlichen Nickerchen auf dem Sofa, wo er schliesslich zur „Sperrstunde“ vom grummeligen Herbergsvater verscheucht wurde.

 

Das groesste Raetsel bleibt, wieso es sich bei der YHA um eine Jugendorganisation handeln soll, sind die Hostels doch zumindest in Australien die Rentnerunterkunft Nr. 1! Wir kamen uns zeitweise vor wie im Altersheim. Wahrscheinlich gibt es deswegen im Hostel in Melbourne auch einen woechentlichen gratis Bingoabend, auch wenn die Gewinne eher an Jugendliche gerichtet sind (Bratwurst, Grillfleisch und Dosenbier). Der Hoehepunkt der Rentnerinvasion erwartete uns in Katoomba in den Blue Mountains. Der Flur roch durchdringend nach Arthrithissalbe, und ich musste einer hilflosen und leicht verzweifelten Oma vor ihrem Schlafsaal helfen, ins Zimmer zu kommen, weil sie vergessen hatte, wie das mit der Schluesselkarte funktioniert (!?). Dafuer wurde ich kurz danach unverhofft von einer offenbar sehschwachen Rentnerin fuer Herbergspersonal gehalten, konnte ihr in dem Fall aber leider nicht dienen. Die dort hordenweise auftretenden Katzenfrauen, abends am Kamin mit funktionellen Regenjacken und Erste-Hilfe-Taschen ausgestattet, koennen aufgrund ihres quasi-senilen Verhaltens uebrigens durchaus dieser Spezies zugerechnet werden – man ist so alt, wie man sich benimmt!

 

Im Nationalpark der Blue Mountains haben wir uebrigens eine wunderschoene ca.  8 ½-stuendige Wanderung durch den Busch unternommen. Zunaechst ging es von der Sandsteinklippe am „Perry’s Lookdown“-Aussichtpunkt durch Trockenwald abwaerts bis in den „Blue Gum Forest“, einem zum Weltnaturerbe gehoehrenden Eukalyptuswald. Es gibt ueber 700 verschiedene Eukalyptusarten auf der Welt, aber die Sorte „Blue Gum“ waechst angeblich ausschliesslich dort. Im regenbewaldeten Tal wanderten wir an einem Flusslauf entlang und meisterten vier Flussquerungen ueber mehr oder weniger grosse Gesteinsbrocken, bis wir an einen ueber 100m hohen Wasserfall gelangten (unten kam allerdings eher eine Art Spruehregen an). Dann ging es ueber zahlreiche Stufen 180 Hoehenmeter unter haengenden (moosigen) Suempfen entlang wieder hinauf. Fuer mich als bekennendem Moosfan ein Traum, allerdings trotz Sonnenschein ziemlich nass! Schliesslich ging es oben auf der Klippe noch ca. 1 ½ Stunden bis zum naechsten Aussichtspunkt mit atemberaubenden Blick ueber den Canyon, wo wir unsere Wegstrecke noch einmal von oben nachvollziehen konnten. Ein selbst erarbeitetes Panorama ist immer viel geiler als ein mit dem Auto erfahrenes! Zurueck bis zum Campingbus waren es dann noch etwa 4 Kilometer auf einer Sandstrasse. Am Abend fuehlten wir uns nach den insgesamt 18km im „Altenheim“-Hostel ausserordentlich gut aufgehoben!

Kommentar schreiben

Kommentare: 6
  • #1

    Brigitte Heiring (Freitag, 01 Juli 2011 12:36)

    Ich hab mich mal wieder köstlich über Euren Bericht amüsiert und kann Hans Joachim wieder wieder einiges erzählen. "Sommer" haben wir hier auch nicht; von gelegentlichen Sonnenstrahlen mal abgesehen. Dafür ist unsere Unterkunft durchgängig in Ordnung.
    Diese Rentneransammlungen ergeben sich bei uns zwangsläufig. L.G.

  • #2

    muddi (Freitag, 01 Juli 2011 13:11)

    da scheint der platz für meine zukunft zu sein.wenn es keine altersbegrenzung gibt in den hostels,zieh ich dahin,pütscher so´n büschen in der küche rum,hänge mit den althippis ab und warte,ob mich noch jemand besuchen kommt.hunde sind bestimmt auch erlaubt.sounds good.lg muddi

  • #3

    muddi (Freitag, 01 Juli 2011 21:10)

    ,ihr strammen Wandersleut.Fit zu sein ist bei eurem langzeittrip offensichtlich ein MUSS.Weicheier hab´n da nix zu suchen.Ich wäre spätestens in kenia abgeloost.Hab Mougli 3 Tage gehabt,bei 35 Grad bis Hagel und Monsun war das schon anstrengend.Und Gewitter!!!Gewitter? Ja,in stuttgart,und in Düsseldorf.

  • #4

    muddi (Samstag, 02 Juli 2011 10:23)

    hallo,kinder,ich schon wieder.die post von austr.kommt echt superschnell.heute kam karte aus sydney.es kommen sooo viele karten,danke1000 mal.auf dich kann ich mich echt verlassen,der rest hier ist ein haufen machos,die sich einbilden,sie leben im hotel und ich bin die putze.muss mal wieder `n machtwort reden.knutsch-love-miss you muddi

  • #5

    muddi (Samstag, 02 Juli 2011 10:52)

    die kartengalerie kommt in mein zimmer,an die decke,da kann ich abends beim einschlafen `ne weltreise machen.knutsch muddi

  • #6

    Eike Böker (Samstag, 02 Juli 2011 20:48)

    Huhuuu!
    Heute kam eine Australien-Karte. #;o) Vielen Dank! Und natürlich auch für die aus dem Kingdom of Cambodia! Als wir vor zwei Jahren für ein paar Wochen in Thailand waren, hatten wir erst auch vor, dorthin zu fahren - haben es dann aber gelassen. *Grrrr*
    Dafür war der Urlaub in Südchina und Tibet echt genial und einfach nur beeindruckend. Ich empfehle die Etappen für die 2. Welreise. #:o)
    Viele Grüße, Eike