Durchs Mekongdelta

Am letzten Freitag brachen wir von Saigon aus auf, um das Mekongdelta im Suedwesten Vietnams zu erkunden. Unserer erster Stopp sollte das etwa 90 Kilomter suedlich von Saigon gelegene Bến Tre sein. Die kleine, sehr schoen gelegene, aber relativ unspektakulaere (und damit erfrischend untouristische) Hafenstadt erreichten wir noch recht komfortabel im klimatisierten Minibus, und das guenstige Hotel mit Flussblick mit einem im Fahrpreis inklusiven Taxiservice vom Busbahnhof aus.

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Am naechsten Tag, als wir ins wiederum etwa 90 Kilometer entfernte Vĩnh Long fahren wollten, gestaltete sich die Fahrt schon etwas komplizierter. Zunaechst ging es mit einem Taxi zum Busbahnhof, wo wir nach einigem Nachfragen auch den ziemlich durchgeritten oeffentlichen Bus fanden, der uns angeblich dort hinbringen sollte. Nach drei Stunden Fahrt durch die schoene, von unzaehligen Kanaelen durchzogene Landschaft, vorbei an endlosen Reis- und Lotusfeldern, und nach gefuehlten einhundert Stopps, bei denen Passagiere und verschiedenste Waren vom Strassenrand aufgelesen und vom einauegigen „Tuersteher“ nach drinnen beziehungsweise draussen befoerdert wurden, wurden wir von ebendiesem an einem Faehranleger rausgeschmissen. Etwas verwundert folgten wir dem Strom der anderen Fahrgaeste in Richtung der Faehre und bemerkten noch, wie der Bus kehrtmachte und zurueckfuhr.

 

Ein Faehrticket fuer umgerechnet etwa 1,5 Cent pro Person war schnell gekauft und kurz darauf fanden wir uns als einzige Langnasen auf dem Schiff wieder. Das fiel offensichtlich auch den vietnamesischen Innsassen eines vollbesetzten Minibusses neben uns auf, dessen Fahrer, als ich meine Kamera zuecke um die Szenerie am Fluss aufzunehmen, auf mich zugestuermt kam und mich in seiner Muttersprache vollquatschte. Nach einigem Hin und Her fanden wir dann irgendwie heraus, dass die Leute im Minibus wohl gerne mit uns auf einem Foto abgelichtet werden wollten. Tianne und ich nahmen also nacheinander unter dem Sonnenschirm des Fahrers Aufstellung und fotografierten uns gegenseitig vor dem Bus. So ganz sind wir nicht hinter den Sinn dieser Aktion gestiegen, aber anschliessend schienen alle zufrieden, bedankten sich freudestrahlend und wir bekamen sogar noch eine Limette geschenkt. Am anderen Flussufer angelangt standen wir etwas ratlos herum und versuchten herauszufinden, wo wir denn eigentlich gelandet waren, als wir von der netten Verkauferin eines Strassenladens angesprochen wurden und diese uns, nachdem ich auf den Namen des von uns ausgesuchten Hotels im Reisefuehrer zeigte, zwei Mototaxis rief. Diese lieferten uns dann nach etwa zehn Minuten vor der Tuer des Hotels ab.

 

Am Nachmittag unternahmen wir dort noch eine sehr schoene Flussfahrt durch die engen Kanaele und gingen ein Stueckchen auf einer der zahreichen Flussinseln spazieren, bevor es zurueck zum Anleger ging und wir uns in einem Cafe direkt am Fluss das wohlverdiente Bier bei den etwas schiefen Karaokeeinlagen der Einheimischen schmecken liessen.

 

Am naechten Tag, als wir nach Trà Vinh fahren wollten, ging das Abenteurer “oeffentlicher Fernverkehr in Vietnam“ weiter. Nachdem uns der Taxifahrer vom Hotel aus zunaechst zum offenbar falschen Busbahnhof gefahren hatten, fuhren uns zwei Mototaxifahrer, die verstanden hatten wohin eigentlich wollten, an eine Ausfallstrasse, wo sie fuer uns einen Bus mit dem richtigen Bestimmungsort anhielten. Dieser kam dann auch tatsaechlich irgendwann in Trà Vinh an und wir sattelten wieder auf zwei Mototaxis auf, die uns ins Hotel brachten. In dem verschlafen wirkenden und voellig untouristischen Ort schauten wir uns einige Tempel der hier recht zahlreich lebenden kambodschanischen Minderheit an und flanierten ein wenig an der schoenen Flusspromenade entlang.

 

Naechster Stopp auf unserer Reise durchs Delta sollte Cần Thơ sein, dafuer mussten wir aber, laut der Aussage des Rezeptionisten im Hotel, zunaechst mit dem Minibus zurueck nach Vĩnh Long und dort in einen anderen Bus umsteigen. Nach recht kurzer, entspannter Fahrt wurden wir dort an einer grossen Strasse vom Fahrer an einer Bushaltestelle rausgeworfen. Nachdem wir, mal wieder etwas verloren aus der Waesche schauend, einige Busse rangewunken hatten und nach unserem Fahrziel fragend nur unglaubige Blicke der „Tuersteher“ erhalten hatten, wurden wir von zwei Mototaxifahrern angequatscht. Wir versuchten den beiden klar zu machen, dass wir mit dem Bus nach Cần Thơ wollten und nach kurzem Verhandeln sprangen wir zu einem fuer unser Empfinden eigentlich zu hohen Preis (etwa 3 Euro pro Person) fuer die Strecke bis zur richtigen Bushalte, auf. Am Ende wollten sich die beiden wohl nicht das Geschaeft verderben lassen und fuhren uns fuer den ausgemachten Preis mit vollem Gepaeck auf den Rollern die gut 30 Kilometer direkt bis nach Cần Thơ.

 

Am naechsten Morgen hiess es, insbesondere angesichts der zahlreichen Bier vom Vorabend, viel zu frueh Aufstehen, da wir eine schon um halb sechs startende Bootsfahrt zu den schwimmenden Maerkten der Umgebung gebucht hatten. Mit dem ebenfalls etwas verschlafen wirkenden Tourguide ging es dann etwa eine Stunde flussaufwaerts, bis wir den ersten Markt erreichten. Wir bestaunten die vielen Grosshaendler auf ihren Schiffen, die meistenteils nur eine Sorte von Fruechten oder Gemuesen fuer die Marktfrauen (und Maenner) anbieten und jeweils ein Exemplar Ihres Gutes an langen Bambusstoecken am Bug gut sichtbar ausstellen. Nachdem wir uns noch einen weiteren etwas kleineren schwimmenden Markt vom Boot aus anschauten, legten wir eine Fruehstueckspause in einem am Fluss gelegenen Obstgarten ein. Dort gab es frische Fruechte, Tee und die von uns noch vorher bei einem kurzen Stopp auf einem Markt an Land erstandene Durian, auch Stinkfrucht genannt! Unser Exemplar der extrem stacheligen und schweren Frucht war gluecklicherweise relativ klein und roch somit ziemlich moderat. Das Fruchtfleisch ist sehr fettig und cremig und von der Konsistenz her am ehesten mit Avocado zu vergleichen. Der Geschmack ist schwer buttrig suess, wenig fruchtig und erinnert an Schmierkaese und Tee... Insgesamt ein etwas gewoehnungsbeduerftiger Genuss, das Gewoehnen geht aber, wie wir feststellten, relativ schnell, und kurz danach hatten wir auch schon alles von dem komischen Gewaechs verputzt.

 

Unsere Weiterreise am naechten Tag nach Châu Đốc war nach den Odysseen der letzten Tage erfrischend entspannend, es ging im Minibus quasi von Hoteltuer zu Hoteltuer. Nach einer Erkundungstour am Nachmittag ging es ausnahmsweise mal frueh, insbesondere der fast unertraeglichen Hitze geschuldet, zurueck ins klimatisierte Hotelzimmer und bald darauf ins Bett.

 

Heute morgen haben wir dann auch erstmal nach dem Fruehstuck anstaendig im Hotelzimmer rumgegammelt und uns die Zeit mit Internetsurfen und Lesen vertrieben (macht zwar ein bisschen ein schlechtes Gewissen, muss aber auch mal sein!), bis wir um drei Uhr zu der am Vortag gebuchten Motorrollertour aufbrachen, um die naehere Umgebung zu erkunden. Auf dem Plan stand zunaechst der Besuch einer Reismuehle, danach ging es weiter vorbei an Enten- und Fischfarmen und Lotusfeldern zu mehreren Tempeln, die heute aufgrund des letzten Tages eines besonderen buddhistischen Festes Hochkonjuktur hatten. Ob es die Glaeubigen wohl lustig finden, dass ihre fast noch frischen Raeucherstaebchen regelmaessig aus den Opferschalen genommen, in einem Wassereimer geloescht und weggeschmissen werden, um die voellige Ueberraeucherung im Tempel zu vermeiden? Zum Schluss ging es noch auf den einzigen Berg der Region, den „Sam Mountain“, von dem wir einen tollen Ausblick ueber die Stadt und die fast endlosen Reisfelder hatten.

 

Morgen schliesst sich dann das Vietnamkapitel unserer grossen Reise, wenn wir von hier aus mit dem Schnellboot flussaufwaerts ueber die Grenze nach Phnom Penh in Kambodscha fahren werden.

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Kommentare: 2
  • #1

    Alex (Mittwoch, 25 Mai 2011 20:27)

    Ui ...was nen Text:) mit schnellboot. Butzi du solltest dir noch so nen military cap zulegen zum Schnellboot und Fidel-bart;)

  • #2

    muddi (Donnerstag, 26 Mai 2011 17:18)

    wat aufregend wieder alles.können die auch english oder wie geht das ?ausser hände und füsse.hier ist auch die grosse hitze zurück.viel spass mit schnellbootfahren,love muddi