Bier Ahoi in Hanoi!

Am Montagmorgen standen wir endlich mal frueh auf und machten einen ausgedehnten Spaziergang durch die Altstadt Hanois.

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Zunaechst schauten wir uns einen kleinen Tempel auf der Insel im Hoan Kiem See mitten im Zentrum an, bevor wir uns nach einem ausgiebigen westlichen Fruehstueck (heisse Nudelsuppe um acht Uhr morgens bei gut 30 Grad ist nicht jedermanns Sache!) in das unvorstellbare Gewusel der engen Gassen stuerzten.

 

Wir schlenderten an unzaehligen kleinen Geschaeften vorbei, die je nach Strasse die unterschiedlichsten Dinge feilboten. Da gibt es Laeden mit Dingen fuer den taeglichen Bedarf, Spielzeuglaeden, Maerkte mit allerlei lebendem (und totem, meist getrocknetem) Viehzeug, Apotheken, die Schnaps mit eingelegten Kobras und Skorpionen anbieten, Staende mit den exotischsten Kraeutern und Gewuerzen, die einen mit Ihrem Duft kurzzeitig den staendig praesenten Abgasmief vergessen lassen, Seilmacher, Grabsteinmetze, Schmiedestuben und Blechverarbeiter, die alles, vom Fenstergitter bis zur kompletten Kochzeile, verkaufen und und und... Dazwischen mischen sich die ueberall vorhandenen kleinen Garkuechen, die Ihre Koestlichkeiten direkt auf dem Buergersteig zubereiten und diese an kniehohen Plastiktischen mit Kinderhockern servieren.

 

Unterwegs kamen wir noch an einigen Hotels vorbei und erkundigten uns nach freien Zimmern, da uns schon ein wenig vor zwei weiteren Naechten in dem fensterlosen „Schlachtraum“ graute... Wir fanden auch tatsaechlich ein sehr nettes, noch besser gelegenes Hotel, welches uns ein sehr schoenes Zimmer mit sogar zwei Fenstern nach kurzem Verhandeln fuer etwa 17 Euro pro Nacht ueberliess. Zwar fast 50 Prozent teurer als das andere Zimmer, aber wir dachten uns, dass man sich ja sonst auch immer alles goennt und zogen kurzerhand um, bevor wir unseren Spaziergang fortsetzten.

 

Am Abend assen wir in einem sehr netten Restaurant, welches die Tradition der Garkuechen mit einem schoenen Restaurantambiente verbindet. Die Tische sind in einem grossen Innenhof, in dem sich zig kleine Kochstationen befinden, man sucht sich die Speisen aus einer Karte aus und bekommt diese dann serviert. Das vietnamesische Paerchen, an dessen Tisch wir in dem bis unters Dach vollgerammelten Laden gesetzt wurden, bekam gleich zu Beginn ganze, krossgebratene Nestlinge einer nicht naeher erkennbaren Vogelart serviert und spornte uns damit zu etwas mehr Experimentierfreudigkeit an. Die daraus entstandene Bestellung haetten wir uns allerdings sparen koennen: Die etwa golfballgrossen Schnecken im Ingwer-Zitronengras-Sud waren zwar nicht schlecht, haben uns aber dennoch nicht gaenzlich ueberzeugen koennen. Die anderen Gerichte waren dagegen allerdings ganz grosse Klasse: gedaempfte Fruehlingsrollen mit Schweinefleisch-Shrimps-Fuellung mit einem leichten, saeuerlichen Fischsossendip, gegrillte Garnelen mit (Fruehlings-) Zwiebeln, Chili und Zitronengras, auf einem Zuckerrohrspiess gebackene und danach kleingeschnittene Shrimpskloesse mit Thaiminze, Gurken und suesser Chilisosse zum Einrollen in Reispapier und eine ziemlich abgefahrene, im Longdrinkglas servierte suesse „Dessertsuppe“ aus Kokosmilch, kleinen, roten Bohnen und dicken Glasnudeln. Das vietnamesische Essen ist wirklich so gut, wie man immerzu hoert!

 

Nach diesem Festmahl fuer umgerechnet nicht einmal fuenfzehn Euro, inklusive zwei grosser Bier, machten wir uns auf zurueck in die Altstadt und enterten eine der zahlreichen „Bia Hoi“-Kneipen. Bia Hoi ist vietnamesisches Pilsener aus kleinen, ortsansaessigen Brauereien, das in den kleinen Kneipen frisch vom Fass angeboten wird und man kann den Stoff durchaus trinken! Insbesondere der Preis von 5000 Dong (etwa 17 Eurocent) pro Glas, den wir bezahlten, machte das Gebraeu besonders schmackhaft! Leider haben wir nur zwei Glaeser bekommen koennen, bevor der pfiffige Oppa uns (und alle anderen Gaeste) gegen halb elf von seinen Minihockern auf dem Gehweg vertrieb, weil das Fass alle war...

 

Den naechsten Tag starteten wir wieder frueh, damit Tiannes Wunsch endlich mal einen Kaputten zu sehen, in Erfuellung gehen konnte, nachdem die Mausoleen von Lenin in Moskau und Mao in Peking bei unseren Besuchen beide vorruebergehend geschlossen waren. Guter Dinge machten wir uns zum Ho Chi Minh Mausoleum auf und hatten diesesmal tatsaechlich Glueck! Ueberwacht von unzaehligen ganz in weiss gekleideten Soldaten wurden wir, nachdem wir unsere Kameras abgegeben hatten, in einer Menschenmenge durch das Gebaeude und einmal um den Glassarg herum geschleust. Onkel Ho ist zwar ein bisschen blass um die Nase, aber ansonsten sieht er noch ganz frisch aus. Offenichtlich tuen ihm die zweimonate Wellnessurlaub im Jahr in Russland zu Restaurationszwecken ganz gut...

 

Anschliessend gingen wir zum ehemaligen Hoa Lo Gefaengnis, das waehrend der Kolonialzeit von den Franzosen erbaut wurde, spaeter im Vietnamkrieg von den Nordvietnamesen genutzt wurde und unter anderem zu dieser Zeit auch John Mc Cain beherbergte. Kernaussage der Ausstellung in dem mittlerweile zu einem Museum umgebauten Komplex: Waehrend die vietnamesischen sozialistischen „Befreiungskaempfer“ zur franzoesischen Besatzungszeit dort unter menschenunwuerdigen Bedingungen gehalten und gefoltert wurden, lebten die GIs waehrend des Vietnamkieges im „Hanoi Hilton“ fast wie Gott in Frankreich...

 

Am Abend gingen wir dann nochmal in die nette Bia Hoi Strassenkneipe und liessen uns dieses mal ein paar mehr der billigen Biere schmecken, bis wir um kurz vor zwoelf aufgrund der allgemeinen Sperrstunde, die strinkt von den Gesetzeshuetern kontolliert wird, mit Nachdruck rausgeschmissen wurden.

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