Es ist niemals das drin, was dransteht!

Mit vollmuendigen Ankuendigungen sind die Westafrikaner ganz gross!

...

Das ging ja schon bei der zweiten Uebernachtung los, wo wir uns ob des Visa-Aufklebers an der Tuer (und der Nachfrage beim Einchecken) faelschlicherweise sicher waren, mit Kreditkarte bezahlen zu koennen. Und so zieht es sich weiter durch: Speisekarten sind ja sowieso schon nicht ueblich, wenn man dann aber doch mal eine bekommt, kann man sich sicher sein, dass vom Angepriesenen maximal ein Gericht verfuegbar ist (und das meistens kalt). Ebenso verhaelt es sich mit Kreidetafeln vor Restaurants. Auf der vor dem Laden, wo wir unser Abendessen in Bafoussam eingenommen haben, stand zum Beispiel das Angebot eines italienischen Mittelklasselokals (Pizza, Pasta, etc.). Gegessen haben wir dann mangels Alternativen Huhn in Miracolisauce und gekochten weissen Reis (natuerlich beides hoechstens lauwarm). Im Burgerladen in Bamenda gab es immerhin Rindfleisch (Schuhsohle), zwar nicht im Burger, dafuer aber zufaellig tatsaechlich Pommes. Uebrigens heisst die eingeschraenkte Auswhl nicht, dass die Bedienung auf Nachfrage direkt damit herausrueckt, was es denn nun gibt, nein, das muss alles muehsam einzeln auf Verdacht erfragt werden.

 

Bei den Autos/Transportern ist die Differenz zwischen den sehr haeufig deutschen Aufschriften und dem tatsaechlichen Inhalt offenbar grossteils der Abwrackpraemie geschuldet. Ob Malermeister Staufinger aus Neckarsulm weiss, dass in seinem angeblich verschrotteten Buli inzwischen 48 Afrikaner zu ihrer taeglichen Tagelohnarbeitsstelle chauffiert werden? Auch kann ich mir kaum vorstellen, dass hier bei 38 Grad Hitze in einem weissen Mitsubishi Colt ein deutscher Saunakabinenbauer sein Geschaeft macht.

 

Bei der "Grabeskaelte" im kamerunischen Hochland sind natuerlich Trainingsjacken und aehnliches schwer gefragt. Ich haette nicht gedacht, dass augenscheinlich die komplette deutsche Vereinslandschaft ihre ausgediente Mannschaftskleidung ueber Altkleidersammlungen loswird: vom Fussballclub ueber die Kegelsportgruppe bis zu den Reitfreunden Castrop-Rauxel ist quasi jede Couleur auf mehr oder weniger durchtrainierten farbigen Ruecken vertreten.

 

Auch bei "Touristenattraktionen" muss man vorsichtig sein. Im Falle des Schildes "Art Center" in einem Hinterhof handelte es sich um eine unspektakulaere Autowerkstatt, wobei wir in dem Fall noch Glueck hatten und weder vom Hof gejagt, noch verhaftet wurden. Beim "Library and Information Center" in Bamenda waere das fast anders ausgegangen. Das Gebaeude (das uebrigens wirklich so aussah, als befaende es sich in Betrieb) war von der Hauptstrasse aus deutlich sichtbar und nur von einer Art Tribuene, die davor aufgebaut war, leicht verdeckt, aber voellig frei zugaenglich. Neugierig naeherten wir uns und ich studierte den Schaukasten davor, als sich ploetzlich ein Typ im Fussballtrikot und mit Sonnenhut im Military-Look wortlos vor mir aufbaute. Ich habe ueberhaupt nicht kapiert, was der wollte, erst dachte ich, der sei von der Taubstummenmission. Offenbar hatten wir aber ein schweres Vergehen begangen, jedenfalls schnauzte er uns ziemlich an und verlangte unsere Ausweise. Butzi war gut vorbereitet und zueckte seine offiziell aussehende farbige einlaminierte Passkopie, ich konnte leider nur meinen original Personalausweis aufbieten, den der Wichtigtuer natuerlich prompt nicht wieder herausruecken wollte, weil ich ihm anscheinend doof gekommen war. Er dackelte zu seinem Chef, der auf der Tribuene Wache schob und liess uns einige Minuten bloed davor in der Gegend herumstehen, waehrend er demonstrativ mit seinem Automatikgewehr herumspielte. Schliesslich durfte Justus vortreten und mir anschliessend die Botschaft uebermitteln, dass ich meinen Ausweis gegen eine "Strafe" in Hoehe von 10.000 CFA (ca. 15 Euro) wieder ausloesen koennte. Eigentlich haette ich eine Riesenwelle schieben sollen mit Botschaft und allem, den Aufwand war mir das Wuermchen dann aber doch nicht wert, deswegen habe ich 7.000 Kroeten abgedrueckt und wir haben uns vom Acker gemacht.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    O.Lettow (Freitag, 11 März 2011 12:29)

    Name für Euer Buch: "Kulturschock" oder vielleicht "In Afrika wurde ich plötzlich kriminell" oder so...Ich überleg noch mal weiter.