Oeffentlicher Fernverkehr auf afrikanisch - Im Sammeltaxi von Nkongsamba nach Bafoussam

So ein persoenlicher Fahrer - Leibeigener ist zwar sehr praktisch, aber auch enorm teuer im Unterhalt, deswegen haben wir uns entschlossen, Kamerun mit "Oeffis" zu erkunden.

 

Als wir um ca. 8.45 an der Abfahrtsstelle ankamen, stand der mittelgrosse Bus schon quasi abfahrtsbereit parat. Einer unserer Kamerunkontaktmaenner verhandelte unseren Fahrpreis und einige sich schliesslich mit dem Fahrer auf 4.000 CFA fuer uns beide zusammen fuer die etwa 120km lange Strecke (ca. 3 Euro pro Nase, dafuer kommt man bei uns ja kaum mit dem Bus in die Stadt!) und schaerfte mir ein, dass ich noch 1.000 CFA Wechselgeld zu bekommen haette. Das Dach wurde noch eifrig bepackt und alles unter einer grauen Plane verschnuert.

...

Wir wunderten uns schon, dass wir verhaeltnismaessig viel Platz hatten, als das altersschwache Gefaehrt kurz vor Abfahrt noch mit den draussen wartenden Leuten anstaendig vollgerammelt wurde. Wir mussten in die letzte Reihe umziehen und dabei aufpassen, den Korb voller Huehner unter der Sitzbank nicht allzusehr zu beschaedigen. Butzi sass mir jetzt von links halb auf dem Schoss, von rechts parkte eine ausladende schwarze Muddi ihren Ellbogen auf meiner Brust. Passagierzahl bei Abfahrt: 29 Erwachsene und 7 Kinder; waehrend der Reise sollten auf wundersame Weise NOCH 6 weitere Personen Platz finden (bei einer Sitzplatzanzahl von 26). Kurz vor Abfahrt gab es noch frittierte Teigtaschen von mehreren fliegenden Haendlern zu kaufen, dann machte der Tuersteher dicht und ab gings!

 

Waehrend sich der Bus im Schneckentempo die steile, aber ausgezeichnet ausgebaute Passstrasse hochquaelte, konnten wir, untermalt von ohrenbetaeubend lauten afrikanischen Rythmen, nicht nur die malerische Berglandschaft draussen, sondern auch die kunstvollen Frisurkonstruktionen der vorwiegend weiblichen Mitreisenden drinnen bewundern. Schliesslich stieg die Frau neben mir aus, so dass ich Fenstergewalt bekam. Super Sache, schliesslich fuhren wir ins Gebirge und was fuer den Mitteleuropaeer immer noch eine Affenhitze ist, veranlasst den Westafrikaner schon einmal dazu, Wollmuetze, Sweatshirt und Pudelmuetze ueberzuziehen.

 

Beim naechsten Halt am relativ grossen Busbahnhof in Dschang gab es mal wieder allerhand Nuetzliches zu kaufen: Kaemme, Zahnbuersten, Suessigkeiten und aehnliches wurden zum Einheitspreis von 100 CFA (ca. 0,15 Euro) von vielen schwarzen Haenden durchs Fenster feilgeboten, waehrend ein Teil der Passagiere auf eben diesem Weg ausstiegen, damit nicht alle aufstehen mussten.

 

Weiter gings: laessig ans Fenster gelehnt, machte sich neben mir ploetzlich ein stechender Geruch breit: Offenbar war auch lebendes Gepaeck auf dem Dach und das olle Viehzeug hat einfach mal alles vollgepisst! Zum Glueck durften die in Palmkoerben verzurrten Schweine beim naechsten Halt gemeinsam mit unzaehligen weiteren Saecken und Taschen einer einzelnen Frau aussteigen. Dabei kam es kurzzeitig zu grossem Geschrei, denn eine verbleibende Mitreisende sah, wie ihr Zwiebelsack abgeladen wurde. Wie sie den bei den Unmengen identischer weisser gewebter Plastiksaecke als ihren identifiziert hat, bleibt wohl ihr Geheimnis, der Sack wurde aber ordnungsgemaess wieder aufgeladen.

 

Beim naechsten Stop gab es unter anderem fremdartige bemehlte gelbliche Esswaren zu erstehen. Meine neugierigen Blicke (kein Fruehstueck gehabt!) veranlassten den Fahrer offenbar, ein Tuetchen zu erstehen und mir zu schenken. Trotz des etwas merkwuerdigen Geschmacks (suesslich-kartoffelig) habe ich Gefallen bekundet und *zack* hat Butzi auch noch ein Beutelchen bekommen. Derweil ging zwischen Fahrer und Reisenden ein wildes Hantieren mit Geldscheinen vonstatten: offenbar wurde irgendwie hin- und hergetauscht, am Ende hielt ich jedenfalls ohne weitere Nachfrage die noch fehlenden 1000 CFA Wechselgeld in den Haenden.

 

Einige Zeit spaeter, nach insgesamt etwa 3,5 Stunden, erreichten wir den Stadtrand von Bafoussam, wo der Fahrer ein Taxi fuer uns bezahlte, um uns zusammen mit 4 weiteren (!) Fahrgaesten ins Stadtzentrum zu bringen. Wie die Big Mama vorne zwischen Fahrer und Beifahrer auf Schaltknueppel und Handbremse sitzen konnte, bleibt raetselhaft. Zwischendurch wurden auch noch 2 Passagiere fuer ca. 300m auf ein vom Taxifahrer bezahltes Mopedtaxi ausgelagert, offenbar aufgrund einer Polizeikontrolle, die wir dadurch unbehelligt passieren konnten.

 

Tatsaechlich sind wir am Ende unbeschadet und fuer ein Taschengeld angekommen und schlecht gefahren ist immer noch deutlich besser als gut gelaufen!

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Kommentare: 3
  • #1

    O.Lettow (Montag, 28 Februar 2011 11:24)

    Ich fühle mich wirklich toll unterhalten von Euren Berichten aus einer fernen Welt. Wenn ihr irgendwann wieder zurück seid, solltet ihr das alles einmal ausdrucken, aneinanderkleben und als Buch rausbringen. Ich freue mich schon auf den nächsten Bericht!
    Gute Reise!

  • #2

    muddi (Montag, 28 Februar 2011 13:42)

    hi,kind;dass du bereits reisebuchautorin bist,wissen ja auch nur aus uns bekannten gründen ädie wenigsten.dass wird sich-ändern.wenn du weiterhin so fleißig bist,ist dein buch beim zuhauseinnenreinkommen schon fertig.ich halt dir einen platz auf der nächsten buchmesse frei.lg muddi

  • #3

    Valerie (Mittwoch, 02 März 2011 15:21)

    Ich bin so neidisch!