El Calafate

Wir haben die Marathonbusfahrt mit Megaumweg nach El Calafate heil ueberstanden und dort als erstes (fast) ein halbes Monatsbudget fuer drei Tage Action ‘rausgehauen. Ich liebe Adventureshopping!

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Oberste Prioritaet hatte natuerlich die Angelei, deswegen ging es auch sofort am Freitag mit einem Guide los ans Wasser, genauer gesagt an den Lago Argentino, den groessten See Argentiniens und Schonzeitausnahmegebiet in der Gegend. Mit dem Allradpickup von Jorge, dem Guide, fuhren wir querfeldein zur ersten Angelstelle. An Fliegenfischen war leider mal wieder nicht zu denken, denn es stuermte gewaltig.Wir befinden uns aber ja mittlerweile auch in den sprichwoertlichen „Howling Fifties“! Also verzichteten wir darauf, beim Fliegenangelversuch uns gegenseitig die Ohren anzuhaken, holten direkt die Spinnruten ‘raus und warfen uns in die naturgemaess totschicken Wathosen. Ich sah ziemlich unsexy aus wie eine Mischung aus Walross und Macaronipinguin, Jorge war aber trotzdem von Anfang an voellig hingerissen von mir und hat mich mit Komplimenten geradezu ueberschuettet. Wegen der Sturmstaerke war er allerdings auch aeusserst besorgt um die Erfolgsquote und schickte schon bei der Anfahrt zur zweiten Stelle Stossgebete fuer einen Fang gen Himmel. Kurz vor dem Mittagessen war es dann wider Erwarten tatsaechlich soweit: Der Butzi konnte eine Forelle an Land ziehen! Top Timing, denn das Tier landete sofort auf dem von Jorge mitgebrachten Gaskocher in der Pfanne. Picknick am milchig-tuerkisen Gletschersee auf dem unverschaemt blaue Eisberge treiben, mit schneebedecktem Bergpanorama im Hintergrund und selbstgefangenem ultrafrischem (quasi noch lebendigem) Fisch, besser geht’s nicht! Ueberhaupt habe ich ob der Schoenheit der Szenerie zwischenzeitlich fast das Angeln vergessen. Die Forelle war uebrigens nur die Vorspeise, Jorge hatte noch ein halbes Rind dabei, wie sich das fuer einen anstaendigen Argentinier gehoert, und der Butzi hat sich als Hauptgericht zwei ausgewachsene 300g-Steaks genehmigt. Ich habe sehr zu Jorges Unverstaendnis „schon“ nach dem ersten Exemplar aufgegeben.

 

Den Nachmittag verbrachten wir angelnderweise noch an verschiedenen anderen Stellen, allerdings erfolglos. Jorge war voellig aus dem Haeusschen und wollte mir unbedingt auch zu einem Fisch verhelfen, was immerhin dazu fuehrte, dass der Butzi am Ende des Tages noch ein kleines Exemplar gefangen hat. Dabei beliessen wir es dann, denn die olle Angelei ist schweineanstrengend, auch wenn es sich nicht um tonnenschwere Heilbutzis in Alaska handelt. Wer hat eigentlich das Geruecht von der sprichwoertlichen Entspannung dabei in Umlauf gebracht? Egal, beim naechsten Mal schlage ich zurueck!

 

Am Samstag stand mal wieder ein Busausflug auf dem Programm, dieses Mal verbunden mit einer kleinen Wanderung am Ziel der Reise in El Chalten. Das Dorf wurde erst 1985 gegruendet als Ausgangsort fuer Expeditionen in die nahegelegene spektakulaere Fitz Roy Bergkette und nennt sich dementsprechend „Landeshauptstadt des Trekkings“. Tatsaechlich rennen hier noch mehr bunt angezogene Rucksacktouris / Pseudotrekker mit Hightechausruestung durch die Gegend als anderswo in Patagonien, und auch dort sind es schon verdammt viele. Wir wurden von unserer Bergfuehrerin in Empfang genommen, die streng genommen etwas ueberfluessig war, denn den Weg auf die Anhoehe bis zur angestrebten „Laguna Capri“ haetten wir auch so gefunden. Egal, die Wanderung war wunderschoen mit Blick auf ein breites Gletschertal. Zum Schluss wurden wir mit einem spektakulaeren Ausblick mit wolkenlosem Himmel auf den Fitz Roy belohnt, der mit seinen senkrechten Granitwaenden angeblich einer der spektakulaersten Erhebungen der Welt sein soll.

 

Am Sonntag ging es in den suedlichen Teil des Parque Nacional de los Glaciares (uebrigens Weltkulturerbe Nr. 30 der Reise) zum beruehmten Gletscher „Perito Moreno“. Als erstes erhaschten wir von der Besucherterasse aus einen Blick auf die riesige Front des Eismonsters, das sich angeblich bis zu 2 Meter am Tag nach vorne schiebt. Und tatsaechlich brechen aus der im Schnitt 60m hohen Eiswand im Minutentakt mehr oder weniger grosse Brocken ab und landen mit lautem Getoese im Wasser. Der Gletscher gibt dabei fast ununterbrochen ein bedrohlich wirkendes Donnern und Knirschen von sich. Leider hatten wir noch einen weiteren Plan fuer den Tag, ich haette noch stundenlang wie hypnotisiert auf die Wand geiern und darauf warten koennen, dass wieder ein Brocken in die Tiefe stuerzt. Fuer uns ging es aber nach nur 30 Minuten weiter an den Bootsanleger und mit einer Faehre an der Suedwand des Gletschers vorbei auf die andere Seeseite. Dort von dort aus wanderten wir ca. eine Stunde entlang der Seitenmoraene durch teilweise bewaldetes Gebiet, bis wir zum „Basecamp“ unseres „Big Ice Trekking“ gelangten, wo wir mit Sicherheitsgurtzeug und Steigeisen ausgestattet wurden. Dort konnten wir die mitwandernde Tourihorde das erste Mal eingehender beobachten. Es ist wirklich unglaublich, was die Leute fuer Kohle heraushauen fuer schweineteuere Hightech-Multifunktionsklamotten in Kreischfarben, die sie im Leben nicht brauchen und auch noch nie gebraucht haben, so bluetenrein und nagelneu wie das Zeugs aussieht. Am bescheuertsten war das schwule russische Paerchen (Patrick-Lindner-Double und Meister Propper), das tatsaechlich fuer eine immerhin dreistuendige Gletscherwanderung einen 45l-Rucksack mit sich herumgeschleppt hat, so gross ist mein Gepaeck fuer die ganze Weltreise! Die beiden haben auch ungefaehr 7 Milliarden Kackfotos gemacht und die Guides mit ihrem Ungehorsam direkt neben riesigen Gletscherspalten in den Wahnsinn getrieben. Diego hat jedenfalls eine wueste Beschimpfung der beiden auf spanisch ueber das halbe Eisfeld gebruellt...so ein Touriguidingjob waere nichts fuer mich, ich haette keine Skrupel, solche Kandidaten sich in einer Spalte oder einem Abgrund selbst wegevolutionieren zu lassen!

 

Die nervigen Mitwanderer waren aber auf der Gletscherzunge schnell vergessen bei den spektakulaeren Panoramen, die sich uns boten. Die riesige zerkluefteten Eiswueste, die aussieht wie ein vom Sturm aufgepeitschter erstarrter Ozean, ist durchzogen von richtigen kleinen Fluessen und Seen, die in einem Blau jenseits der Vorstellungskraft leuchten. Bei jedem Schritt entdeckt man neue Formationen und man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

 

Nach etwa drei Stunden auf dem Eis und einer guten halben Stunde Rueckweg zum Bootsanleger ging es mit dem Schiff bei einem auf Gletschereis servierten Whiskey zurueck. Zum Abschied erstrahlte die Eiswand in der Nachmittagssonne in fantastischer Beleuchtung.

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Kommentare: 1
  • #1

    muddi (Freitag, 04 November 2011 18:22)

    Da war ja wieder allerhand los-und frischer Fisch direkt in die Pfanne,traumhaft.Käptn Iglo könnte sich mal ein Beispiel nehmen.Ach,und die Eisberge und Gletscher-was für´n Haufen input.Von was träumt ihr eigentlich nachts?Weiterhin Petri Heil,mir war nicht klar,dass die überall die Schonzeiten so einhalten,freue ich mich.Bussi Muddi